Die letzte Show vor der Sommerpause im Juli und August! Nutzen Sie die Gelegenheit – der Biergarten kann warten, der Badesee ist garantiert noch zu kalt … doch unsere Künstler:innen geben alles, um Ihnen einen vergnüglichen Start in den Sommer zu bieten!
RolandBauschenberger
… durfte sich als Gewinner der Casinos Austria Kabarett-Talenteshow 2017 und Finalist beim Grazer Kleinkunstvogel 2016 schon die Bühne des Wiener Kabarettfestivals mit Stars wie Stefan Haider und den Comedy Hirten teilen. Freuen Sie sich auf einen pointenreichen Abend mit einem talentierten Kabarett-Newcomer!
Franziska Rülke
ist immer auf der Suche nach der lustigen Seite der Realität und diese fängt sie mit einem Augenzwinkern und ungewöhnlichen Blickwinkeln ein. Ihre kurzen Texte und Gedichte hat sie soeben als Buch unter dem Titel „Schnaps mit der Liebe“ in die Welt entlassen.
Jan-Eike Hornauer
… lebt als freier „Textzüchter“ in seiner Wahlheimat München und kümmert sich als Autor, Herausgeber und Lektor um das geschriebene Wort in Belletristik, Werbung und Co. Ein besonderes Faible hat er für komische Gedichte, und hier wiederum haben es ihm Liebes- und Tierpoeme besonders angetan. Seine Vorbilder: Busch, Ringelnatz, Gernhardt sowie natürlich Kästner.
Katharina Heinrich
… ist freischaffende Sängerin, Musikdozentin, Komponistin, Autorin, Ukuholikerin, Upcyclerin & Entrepeneurin. mit 25 Jahren Bühnenerfahrung mit Bands & solo, in aller Welt. Mit ungezwungener musikalischer Intuition vereint sie klischeetrotzend die oft getrennten Genres von Folk, Jazz, Country, Ambient, World Pop, Musik & Gedicht in ein hörbares Kaleidoskop.
Martina Pahr
… hat ein paar neue Texte für den Abend in petto. Die ABGEBRÜHTe Veranstalterin holt sich ihre Inspirationen aus dem Schrebergarten, Gesprächen im Beichtstuhl und mit sonstigen Service-Anbietern und verarbeitet aktuell ihre Jahre als Reiseleiterin literarisch. Lassen Sie sich überraschen!
Wenn man bei einer indischen Familie eingeladen ist, wird der gemütliche Teil (auf dem Sofa sitzen, plaudern und trinken) bereits vor dem Abendessen erledigt, während man sich danach recht zügig verabschiedet. Wer das nicht weiß, ist schon mit Knabbereien voll und leicht angetrunken, bevor die Schlemmerei beginnt.
Trotz „Bitte nicht stören“-Schild an der Hoteltür betritt ein Page das Zimmer immer synchron zum Anklopfen (Also schloss ich ab – woraufhin der sich sicher dachte, dass alle Westler paranoid sind.) Die Inder, die nachts um zwei lautstark Karten spielten, wollen einem nichts Böses – aber sie verstehen schlicht nicht, was das Problem ist und wieso sie die Tür ihres stickigen Hotelzimmers zumachen sollten.
In Australien werden Feiertage, die auf ein Wochenende fallen, am Montag nachgeholt. Ein Wechsel der beruflichen Laufbahn mittendrin ist in Neuseeland keine Ausnahme, sondern gern akzeptierte Regel. Hier erwartet man auf die Frage nach dem Wohlbefinden tatsächlich eine ausführliche Antwort. Die herzensguten Kiwi, die Autofahren wie die Henker, verursachen unwillentlich viel Blechschäden, weil sie, wenn sie einem Leihauto dicht auffahren, damit vermitteln wollen: Lass mich überholen. Während der gehetzte Tourist meint, dies bedeute, er solle ordentlich Gas geben.
In
Polen ist es weder Übergriff noch Liebesbezeugung, wenn ein Mann
einer Frau die Hand küsst. Dagegen stellt es den Gipfel an
Unhöflichkeit dar, wenn ein Gast pünktlich zum Abendessen auftaucht
und damit die Gastgeber völlig kalt erwischt. In der Ukraine wird
ein Gast, auch wenn sein Bauch vor Hunger knurrt, die Aufforderung
zum Essen ablehnen und behaupten, er sei pumperlsatt. Erst nach zwei
Dutzend Nötigungen ist es akzeptabel, zuzugreifen. Deshalb hat eine
ukrainische Freundin einmal ein Wochenende lang in Berlin gehungert,
weil ihre Gastgeber die Nachfrage „Bist du sicher, dass du nichts
essen möchtest?“ nur zwei- oder dreimal wiederholt haben. Wer
seinem Gast in Lateinamerika den Wein mit der linken Hand einschenkt,
beleidigt ihn.
In
den USA unterhält man sich immer freundlich mit dem
Service-Personal. Wer diesen Smalltalk herablassend als oberflächlich
verurteilt, was wir Europäer gerne tun, vergisst dabei, dass man mit
der grantigen Verkäuferin daheim auch nicht unbedingt über
Nietzsche diskutiert.
Einmal hatte ich keine Lust, in Arizona die Fragen eines distanzlosen
Neugierigen zu beantworten. Er vermutete daraufhin, dass ich
Französin sei. Das hat mir gefallen, und ich habe es nicht
korrigiert. (Ich arbeite gern am schlechten Ruf von Menschen, die
Frösche essen. (-;)
Wer diese Erfahrungen auf Reisen macht, wundert sich auch nicht über eine Gesetzgebung, die woanders anders ist.
In Helena im US-Staat Montana darf eine Frau nur dann in einer Bar auf dem Tisch tanzen, wenn sie mindestens drei Pfund zwei Unzen (ca. 1400 gr.) Bekleidung auf dem Leib trägt. In Alaska ist es verboten, einen lebenden Elch aus einem Flugzeug zu stoßen oder ihn betrunken machen. In Kanada darf man ein Flugzeug während des Fluges nicht verlassen, egal, ob Mensch oder Elch.
In New York müssen Selbstmörder, die vom Dach eines Gebäudes springen, mit der Todesstrafe rechnen. In Massachusetts ist bei einem Duell eine Wasserpistole als Waffe der Wahl untersagt, und in Uruguay ist ein Duell nur dann erlaubt, wenn beide Duellanten Blutspender sind.
In Frankreich ist es verboten, ein Schwein „Napoleon“ zu nennen. Im Jahr 2000 wurde übrigens in der Gemeinde Le Lavandou das Sterben verboten, weil der Friedhof überfüllt war. In Oklahoma regelt das Gesetz, dass man nicht vom Hamburger eines Fremden abbeißt, in Connecticut muss eine Gewürzgurke hüpfen können, damit sie als Gewürzgurke anerkannt wird, und in Kalifornien ist es illegal, auf dem Friedhof Gemüse anzubauen.
In Großbritannien ist es verboten, betrunken zu reiten, ganz gleich, ob auf Pferden oder Kühen. In Australien ist Sex mit einem Känguru nur dann erlaubt, wenn man betrunken ist. Kinder dürfen dort übrigens Zigaretten rauchen, aber nicht kaufen. In Israel ist es illegal für einen Mann mit dem Namen Cohen, eine geschiedene Frau zu heiraten.
In Estland ist es verboten, Schach zu spielen, während man Sex hat. In Ungarn ist es verboten, das Licht währenddessen anzulassen, und in Brasilien gibt es per Verordnung sogar ein „Recht auf sexuelle Erfüllung“. In England dürfen Mitglieder des Parlaments dasselbe nicht in einer Rüstung betreten. In der Schweiz ist es illegal, eine Autotür zuzuknallen. In Deutschland darf man nackt im Auto fahren, aber nicht aus dem Auto aussteigen.
Und
das Allerbeste: In Italien ist es verboten, öffentlich zu fluchen.
Dr. Roman Leuthner,
Alexandra Leuthner: „Die blödesten Gesetze der Welt“, Bassermann
Verlag 2017
Marianne mag mich. Sie hat meinen Post geliked. Dafür schenke ich ihrem neuesten Foto ein Herzchen. Michael dagegen ignoriert meine Postings auf Facebook. Vor einem Jahr hat er mir mal einen Daumen nach oben gegeben, war ein echter Energieschub. Woher kenne ich ihn eigentlich? Kenne ich ihn überhaupt? Aber er hat zweitausend Freunde. Wenn ich alle die FB-Freunde, die ich nicht im realen Leben kenne, aussortieren würde, wären vielleicht gerade mal 100 übrig. Zu wenig fürs Ego – zu viel, um mit FB aufzuhören.
Jedes Like bedeutet, dass mich jemand mag. Dass ich mit meiner Meinung nicht allein bin. Dass jemand das, was ich bin und tue, richtig gut findet. Das ist doch soziale Anerkennung in Reinform, unverschnittenes Koks für unser Bedürfnis, uns in der modernen Welt als wichtig, interessant und relevant zu positionieren.
Obwohl daheim weder Hund noch Hamster auf unsere Kommandos reagieren, können wir uns in den sozialen Medien als Meinungsführer*innen etablieren … und unsererseits Likes verteilen wie Gunstbezeugungen des Internet-Adels: gönnerhaft, launenhaft und in jedem anderen Kontext absolut irrelevant.
Hier kann ich frei heraus zeigen, welche Werte ich vertrete im Leben. Ich tue etwas Gutes, wenn ich einer Aktion den Daumen hoch gebe: ‚Seht her, ich solidarisiere mich, ich unterstütze euch.‘ Nicht real, aber wenigstens virtuell. Was kann ich noch mehr tun? Zum Glück werde ich krass anderen Standpunkten als den meinen ohnehin nicht ausgesetzt.
Das Netz, demokratisch wie es nur auf den ersten Blick ist, präsentiert jeden Content auf die gleiche Weise: Wuschelige Tierbabies, Nachrichten von Naturkatastrophen, Fake-News, politische Aktionen … schaut alles gleich aus, ist gleich real. Doch auch gleich relevant? Auf diese Frage antwortete FB-Gründer Mark Zuckerberg einmal, dass ein sterbendes Eichhörnchen vor der Haustür für die eigenen Interessen akut relevanter sein könne als sterbende Menschen in Afrika.
Und FB wie auch Google WEISS, was für mich ganz individuell relevant ist. Je nachdem, wo ich klicke und was ich like, filtern vollkommen uneinsichtige Algorithmen heraus, was sie auf Grundlage meines Klickverhaltens als für mich „like-würdig“ bewerten. Big Brother sorgt dafür, dass wir nur sehen, was wir mögen.
Der Internetaktivist Eli Pariser hat dies erkannt und 2011 den Begriff der Filterblase geprägt: Wir bekommen präsentiert, was wir wollen – und nicht das, was wir vielleicht brauchen. Wir alle surfen so in einer kleinen heilen Welt von personalisierten Postings und Suchergebnissen, ohne Aussicht darauf, mal etwas außerhalb unserer Blase kennenzulernen, das wir eventuell nach einer Phase des Kennenlernens ebenfalls liken könnten. Pariser vergleicht die Algorithmen des Internets mit Chefredakteuren längst vergangener Print-Zeiten, die ebenfalls entschieden, welche Information auf das Volk losgelassen wurde. Anstatt uns den vollen Zugang zu allem zu gewähren, isoliert und beschränkt uns die Personalisierung der „weiten“ Welt des Webs.
Wie nuanciert können Wahrnehmung und Bewertung in dieser Like-Gesellschaft sein? Wie sieht das Icon aus, mit dem ich ausdrücke, dass ich eine Meinung mies finde und den Meinungsgeber trotzdem respektiere? Wie kann ich vermitteln, dass jemand, der gegen all das steht, das ich per Daumen hoch für gut, schön und wahr erachte, dennoch ein gutes Argument ins Feld führt? Lässt sich das überhaupt trennen? Kann ich sagen: Deine Prämisse ist zwar klasse, aber droht ins Extreme abzukippen? Oder kommunizieren: Hier reißt du das Zitat aus seinem korrekten Kontext? Erkennbar machen: Ich bin mir nicht sicher? Oder auch nur: Deine Katze ist niedlich, aber du bist ein unreflektierter Muskopf?
Natürlich
kann ich das – dafür gibt es ja die Kommentarfunktion! Obwohl ich
gestehe, dass es recht aufwändig ist, sich in Form einer virtuellen
Diskussion mit den Leuten auseinanderzusetzen. (Da wisch ich lieber
nach rechts oder wahlweise nach links, denn Menschen innerhalb von
Sekunden zu bewerten ist auch nicht schwieriger, als Meinungen zu
bewerten.)
Wäre
es denkbar, dass wir uns selbst beschränken, wenn wir uns
hauptsächlich über das definieren, was wir – aus dem Stand heraus
– befürworten und ablehnen, und Seelenverwandten nur in jenen zu
erkennen glauben, die ähnliche Vorlieben und Abneigungen zur Schau
stellen? Und dass es an uns selbst liegt, ob wir das Web zu einem
Fenster, einer Mauer oder einem All Access Backstage Pass machen?
Wie
auch immer: Wenn euch der Artikel gefallen hat, freue ich mich über
ein Like!
Hier
bin ich also wieder mal … im entspannten Zustand zwischen Dies- und
Jenseits, wo ich frisch und frei bin, weil dieser lästige Körper
nicht mehr an mir klebt wie ein zentnerschwerer Kaugummi an der
Schuhsohle. „Wer braucht den schon?“, frage ich immer wieder
meinen Seelenführer. Und immer wieder erklärt er (oder es? Wir sind
hier ziemlich geschlechtslos) mir geduldig, dass ich ohne Körper
beim großen Spiel auf der Erde nicht mitmachen kann. Ich muss also
immer wieder meine zeit-, grenzen- und makellose Seele in so eine
fehlerhafte, schwere und stinkende Hülle zwängen, die unglaublich
schnell kaputtgeht, auf die es keine Garantie gibt und die eh von
Haus aus nicht lange hält. Fies!
Wir nennen diese Zeit zwischen Zeugung und Wiedergeburt übrigens „Bardo“, so ganz offiziell. Ich hab das am Anfang falsch verstanden und sage seither immer absichtlich „Bordeaux“, um meinen Seelenführer ein wenig zu ärgern. Es ist so ausgeglichen, dass ihm das nichts ausmacht. Jaja, wenn ich nicht immer wieder auf die Erde runter müsste, dann wäre ich auch ausgeglichen, kein Kunststück!
Ich muss aber wieder eine Runde machen, weil meine Seelenaufgabe noch nicht erfüllt ist: Für mehr Liebe in der Welt sorgen, auch wenn die Leute keinen Bock darauf haben. Vorletztes Mal hab ich geschludert, war in einer Sekte der freien Liebe, und unsere letzte Orgie endete mit Massensuizid. Letztes Mal war ich dann zu vorsichtig und landete auf einer einsamen Südseeinsel, wo es außer ein paar Kokosnüssen nichts zu lieben gab.
Deshalb hab ich diesmal eine Checkliste geschrieben, um einen optimalen Start zu haben. (Obwohl: Wie optimal kann der schon sein, wenn man als schreiendes und scheißendes Baby auf die Welt kommt, das von allen nach Belieben herumgeschleppt und von niemandem ernst genommen wird? Entwürdigend, finde ich.)
Geschlecht:
Männlich, ganz eindeutig! Ist schon zu lange her, dass es cool war,
eine Frau zu sein. Obwohl … könnte auch sein, dass die
Männerdominanz jetzt doch auf dem absteigenden Ast sitzt. Ich geh
auf Nummer sicher: Transgender.
Eltern:
Diesmal nur einen Papa, hab immer noch an den Beziehungen zu meinen
letzten Müttern zu knabbern. Aber bitte einen, der auch kochen kann!
Am besten einen Österreicher, wegen der Mehlspeisen.
Geburtsort:
Schwierig, denn ich schlampe oft beim Recherchieren, und „exotisch“
bedeutet meist nicht Cocktails am Strand, sondern Armut und Elend.
Und bloß nicht nach England so kurz vor dem Brexit! Vielleicht
wieder mal nach Atlantis? Da
war’s immer recht nett.
Kultur:
Keine Christen, keine Juden, keine Hindus, keine Moslems! Buddhismus
ist mir gerade zu hip, das nehmen ja alle alten Seelen. Überhaupt
keine Religion diesmal, und ja keine Sekte – den freien Heiden gehört
die Zukunft, die sind keine Fanatiker.
Geburtszeit:
Ich würd gern im Sternzeichen Löwe geboren werden, aber wenn es
nicht punktgenau hinkommt, werd ich Krebs oder Jungfrau, da ist mir
das Risiko zu hoch … also Steinbock!
Körper:
Alles, was man braucht, und exakt dieselbe Hautfarbe wie die
herrschende Klasse, um Stress zu vermeiden … vielleicht ein
bisschen größer als alle anderen, dann sieht man mehr. Aber nur ein
bisschen
größer, nicht so wie seinerzeit in Lilliput!
Charakter:
Vielleicht sollte ich diesmal weniger sturköpfig sein und dafür
freundlicher im Umgang mit anderen? Ob das meine Mission in Sachen
Liebe unterstützen könnte?
Zu
verfolgende Absicht:
Andere Menschen bedingungslos lieben, ohne dafür etwas zu erwarten.
(Das meint mein Seelenführer. Ich finde ja … aber egal!)
Erinnerungen
(falls
ich meine Absicht aus den Augen verliere): Ich verliebe mich in Leute
mit Psychosen, Zölibat, Ehepartner … oder lande in einer
Dating-Show – oder erhalte eine Email von meinem Seelenführer.
Treffen
mit Kumpels:
Weil das letztes Mal ja so in die Hose (bzw. den Bastrock) gegangen
ist, werd ich mir jetzt isoul
ins Zellgedächtnis installieren. Damit kann man mit den alten
Freunden viel leichter in Kontakt kommen, heißt es. Einmal in
Frankreich bin ich meinen Seelengefährten erst dann begegnet, als
mein Kopf in der Guillotine lag – während er den Henker gab. Das
war ein kurzes Treffen.
So,
schwups bin ich im neuen Körper, als Fötus im Mutterleib. Daumen
drücken, dass alles klappt! Aber halt … wo sind die Daumen? Ich
habe gar keine! Dafür aber … AAAAH! Ich habe doch einen Punkt auf
der Liste vergessen: Als welche SPEZIES ich reinkarniere! Nun, ein
Leben als Hamster zwischendrin ist ja auch nicht zu verachten.
Am Anfang war das Wort – und seither sind noch ein paar dazugekommen.
Sie sind inflationär in ihrer Fülle. Wir haben so viel davon, dass wir den Russen „Butterbrot“ abgeben können, den Angelsachsen „angst“ und den Franzosen „le heimweh.“ Allein dieser Blog hat mehr Worte, als du je brauchen wirst, um wortgewandt durch’s Leben zu gehen. Und doch gibt es einige Wörter, die fehlen. Wenn man nicht mehr hungrig ist, ist man satt – doch wie heißt die Entsprechung beim Durst?
„Rettet dem Dativ“ hat als grammatikalpolitische Aufforderung jegliche Brisanz eingebüßt, und der Werbung gelingt es, durch schamlose Verbalkosmetik aus jedem Eimer ein „traditionell multifunktionales, beidhändig zu bedienendes Transport-und Aufbewahrungs-Kombigefäß in klassisch-minimalistischem Design“ zu machen.
Verben stehen aktuell weit oben in der Worthierarchie – den Hauptwörtern in der Pole-Position dicht auf den Fersen. Adjektive dagegen haben müssen ihr klägliches Dasein in der Halbwelt von Werbung und Groschenromanen fristen. Dass manche Wortgruppen stilistisch völlig diskriminiert werden, musste ich neulich selbst erfahren, als ich meinem Lektor in einem Vorwort-Lokal traf. Da der wortgewaltige Mann mich eingeladen hatte, um ein ernstes Wort mit mir zu reden, befand ich mich nicht gerade in freudiger Erwortung.
Er ging auch gleich in medias wort: „Du musst verantwortlicher bei der Wortwahl sein. Dein Gebrauch von maßlos vielen Adjektiven ist ohnehin bedenklich – aber diese Menge an Adverbien, das geht zu wort!“
Ich schwieg beleidigt und löffelte nervös meine Buchstabensuppe. Das Radio sang monoton: „Bitte gib mir nur ein Wort!“, während der Kellner versehentlich ein zweisprachiges Menü fallen ließ. Im Aquarium die einzigen Wesen, die nicht viel Worte machten. Dann fragte ich etwas barsch: „Soll ich mich vielleicht vorsorglich gegen Adverbien impfen lassen?“
„Gib dir etwas Mühe, dann wort das schon“, antwortete er. „Kommt Zeit kommt Wort, wie es so schön heißt.“
„Worte sind geladene Pistolen, sagt Sartre“, sagte ich.
„Worte sind Taschen, in die bald dies, bald jenes, bald mehreres auf einmal hingesteckt worden ist. Sagt Nietzsche“, sagte er.
„Der Irrtum wiederholt sich immerfort in der Tat, deswegen muss man das Wahre unermüdlich in Worten wiederholen“, parierte ich mit Goethe.
„Doch nur, wo Worte selten, haben sie Gewicht“, versetzte er mir einen Shakespeare-Hieb.
Da mir die WordsApp auf dem Smartphone nicht weiterhalf, ging ich, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Ich hatte noch einen Termin in der Vogelworte der kleinen Wortschaft. Die Adverbien würde ich (schmerzlich) vermissen.