Immer wieder sonntags

Immer wieder sonntags

seit hier Neujahr ist, hat sich eine seltsame Sonntags-Stimmung über den Ort gelegt. Überall erklingt Karaoke, und ohne die Originallieder zu kennen, glaube ich NICHT, dass die so klingen sollten. (Oder dürften.)

Heute morgen viertel vor sieben war ich tatsächlich beim Yoga. Gestern hab ich’s nicht geschafft, weil ein Fahrradschloß am Tor meines Homestays hing. (Später erfuhr ich, dass es nicht abgeschlossen war, sondern nur so aussah). Am Nachmittag war ich zum zweitem Mal ERFOLGLOS am Strand, weil es so windig war, dass ich, selbst wenn ich mich ins hochwellige Wasser getraut hätte (keiner sonst), mich sicher wieder beim Rauskommen erkältet hätte. Ich nehme das jetzt persönlich: F*** you, beach!

Morgen gehe ich mit dem alten Schweden und zwei Kollegen aus dem Coworking Space (und dem UK) in den Escape Room. Da ist man in einem Raum eingeschlossen und hat eine Stunde Zeit, Rätsel zu lösen, um wieder rauszukommen. Nach meiner Torschloss-Blamage vom Vortag halte ich es für angebracht, Leute dorthin mitzunehmen, denen ich nachher die Schuld geben kann, wenn wir es nicht in der Zeit schaffen. 😉

Gestern hab ich am Strand wieder etwas gekauft. Ich mag die Verkäuferinnen – sehen so zierlich und schmal aus, aber versuch mal, einen der Körbe anzuheben, die sie ständig mit sich rumschleppen!!! Du wirst diese Frauen nicht beim Armdrücken schlagen, das sag ich dir. Die meisten sprechen ganz erstaunlich gutes Englisch, einfach aus Gesprächen mit Touris gelernt, und erzählen, dass sie morgens im Reisfeld daheim arbeiten (was sie nicht gern tun, eine Sauarbeit) und am Nachmittag ein paar Stunden lang verkaufen. Die meisten hier haben zwei oder drei Jobs nebenher am Laufen. Wirklich zähe, starke Leute, diese Vietnamesen, die übrigens noch keinen Krieg verloren haben, in den sie verwickelt waren. (Denk daran, bevor du sie zum Armdrücken herausforderst!)

Und gelassen sind sie (sie daddeln sogar gelassen auf ihren Smartphones, WÄHREND SIE MOPED FAHREN!). Alles in allem gute Leute. Mit schlechter Musik. Und ich hab die Ohrstöpsel ausgerechnet heute nicht dabei. Nächsten Samstag werd ich mich dafür rächen. Da machen die Mädels aus dem Laden Karaoke mit mir. 🙂

Von Bienchen, Blümchen und Beachlife

Von Bienchen, Blümchen und Beachlife

nun war ich ja zwei Tage länger als geplant auf der Insel (erstmals im Leben bei der Buchung gepennt – was müssen auch gleich zwei Monate hintereinander den 11. an einem Sonntag haben…).

War aber rundum schön, deeply relaxing und arbeitsfrei, und ich hab mir viele Strände gegeben: Strände in lauschigen Buchten, Strände mit vielen Kindern, Strände ohne Strand, dafür gutem Lokal, Strände ohne Meer, da Gezeiten, Strände mit unendlich vielen Seesternen, einsame Strände, Strände, die nur über extreme Dreckstraßen zugänglich sind, Strände mit Baustellen …

Ja, bauen tun sie auf Phu Quoc wie die Weltmeister. Die Leute vom Festland sagen, dass man jetzt auf die Insel sollte, weil es dort bald nicht mehr schön sein wird, wenn sich überall die großen Ressorts überall breitmachen. Nicht jeder steigt ja in einem so urigen Backpacker-Hafen ab wie dem „Birdhouse“. Dessen Besitzer haben es selbst entworfen, da beide Architekten in Saigon, die Frau hatte sogar ein Angebot von einer Uni – jetzt hat sie statt Dozentenkarriere kaum Schlaf, kocht und bewirtet und checkt ein, beantwortet unendlich all die nöligen Fragen der Gäste (meine), gibt Decken, wenn sie nachts frösteln (wieder ich), organisiert Mopeds und Taxis …. Und warum? Weil sie nicht mag, dass ihre beiden Jungs in der Großstadt aufwachsen müssen.

Zwischen den Stränden ist alles grün, wuchert und üppt. Habe die erste (noch dazu sehr nachhaltige) Bienenfarm der Insel, eine honigliche Oase, besucht und bedauert, dass Honig (garlic infused! sesame infused! tumeric infused! ginger infused!…) im Glas einfach ein zu schweres Souvenir ist. Dafür arbeitet dort eine junge vietnamesische Yogalehrerin, die nebenher jeden Tag eine Stunde schreibt. Sie bewertete die Begegnung mit mir als Inspiration (gab ihr den guten Tipp, einfach so weiterzumachen – bin ein Füllhorn der guten Ratschläge (-; )

In diesen Genuss kam auch ein Däne, der etliche Jahre lang in Myanmar undercover als Video-Journalist Material für eine Doku gesammelt (Burma VJ) und jetzt ein Buch mit Betrachtungen dazu geschrieben hat, das ich so gern lesen würde, wenn ich denn könnte. Ein intelligenter und interessanter Mann ohne Haare, dafür mit Humor. Er hat mir die Story mit der Fischsauce erzählt: Als einem Fluggast vor Jahren eine Flasche im Handgepäck zerbrochen ist UND SIE DARAUF DEN GANZEN FLIEGER NICHT MEHR BENUTZEN KONNTEN! Deshalb haben sie mir meine beiden Mini-Fläschchen auch abgenommen beim Security-Check.

Hab in der Zeit sogar eine Stammbar und ein neues Spiel gewonnen, dank einer intelligenten und interessanten Frau (blond), die ich am Strand kennenlernte, als sie mir den Buckel einschmierte. Da gab es einige vergnügliche Abende in der Sunrise Bar (sehr witzig, fand ich, denn der Strand geht nach Westen! (-;) – und sogar einen ganz magischen, wo einfach alles stimmte: Musik – Ambiente – Gesellschaft – gemeinschaftliches bewusstseinserweiterndes Erleben. Und hinterher konnte ich sogar noch nach Hause fahren (wo sie um 10 immer das Gate abschlossen, so dass ich immer klingeln musste… kam mir vor wie in der Jugendherberge…).

Jetzt bin ich wieder hier und kremple die Ärmel hoch. Morgen ist Neujahr (nach dem Mondkalender), das wichtigste Fest des Jahres (Weihnachten, Ostern und sämtliche Geburtstage zusammen) , deshalb ist die ganze Stadt ein Meer aus gelben und orangenen Blüten und völlig durchgedrehten locals. Kumquatbäumchen werden zu diesem Anlass verschenkt, gern auch wie Christbäume geschmückt. Die Leute kaufen wie die Verrückten ein, denn über tet wird ja massiv für die Großfamilie aufgekocht, während fast alle Lokale und Läden für 3 – 6 Tage zu haben. Zu tet besuchen alle, denen es irgendwie möglich ist, ihre Eltern, das ist ein absolutes Muss. Die einzige Zeit im Jahr, wo die überaus fleißigen Vietnamesen mal nicht Arbeiten … und eine zweite Chance für die guten Vorsätze!!

Fu was?

Fu was?

Quoc, liebe Freunde. Phu Quoc.

Das ist die eine Insel im Süden (und auch Westen – im Golf von Thailand), die die Vietnamesen haben und mit der sie mächtig angeben. Weil da die beste Fischsoße überhaupt hergestellt wird. Wenn man denn Fischsoße mag. (Das ist ein bisschen wie mit Marmite und den Engländern / Australiern. Keiner außerhalb der Herstellerländer kann damit etwas anfangen.)

… und weil natürlich die Wasser türkis, die Strände weiß und das Wetter so herrlich ist.

Da trag ich morgen meinen Schnupfen hin und spüle mir die Sinus (Plural, nicht wundern) beim Schnorcheln mit Salzwasser! Wenn ich in einer Woche wiederkomm, bin ich zum einen wieder erkältungsfrei, zum anderen ist das Wetter hier warm und sonnig. Dann kann ich allen verkaufen, dass ich die Sonne mitgebracht habe. 🙂

Gerade überlege ich, den Laptop nicht mitzunehmen. Das wäre natürlich das ultimative Abenteuer. Wir waren noch nie länger als zwei Tage voneinander getrennt. Aber ein wenig Urlaub vom Arbeitsaufenthalt (6 Tage die Woche hier im Coworking Space, und zwar nicht nur, um Kaffee zu trinken und mit Kollegen zu plaudern) könnt ja nicht schaden.

(Ich seh mich schon kreischend über die Insel hüpfen und andereren Touristen ihre Laptops entreißen. Auweia. Ihr werdet davon sicher in den Nachrichten erfahren.)

Googelt Bilder von der Insel nur, wenn ihr innerlich ganz stark seid. Ansonsten denkt an die Fischsoße. Das riecht sicher ganz widerlich dort.