heia safari!

heia safari!

jetzt habe ich endlich tupfenfell gesehen in der wunderwelt des yala nationalparks – sogar zweimal. ich kann gar nicht beschreiben, wie faszinierend das alles ist: unerwartet voller blüten, dominiert vom gesang so vieler vögel, trocken savanne imitierend und dann wieder ein grünes wasserloch voller seerosen, zwischen denen sich ein fotogener elefant samt dekorativ weißen kuhreihern in pose wirft. hitze, langeweile, aufregung! gestern durfte ich sogar den ersten jeep meines lebens über die dreckpiste manövrieren. keine billigen sitze für safari-wiederholungstäter! 😀

und weil ich schon so lange hier war, hab ich auch mitgekriegt, wie die einheimer leben: von der hand in den mund nämlich, während sie zuschauen, wie unsereins nebenher ein abendessen verschlingt, das (ohne getränke) soviel kostet, wie sie – mit glück – an einem tag verdienen. leider nicht jeden tag. jedes lokal, das nicht zu einem hotel gehört, ist bedrückend einfach, um nicht zu sagen wirklich schäbig, mit kahlen wänden, plastikstühlen, zeitungspapier als servietten. kein konsumparadies wie bei uns, sondern auf lebensnotwendigkeiten beschränkt: werbung im fernsehen gibt es fast nur für billige ware wie seife und waschpulver. shampoo kauft man portionsweise für das bad im fluss oder see, das hier ausgiebig zelebriert wird. (ich war auch schon drin, wie sich’s gehört proper angezogen – da die fische immer mit weißbrotresten gefüttert werden und ich in der farbe doch recht ähnlich bin, wurde ich ein paarmal versuchsweise angenagt.)

zu viele menschen versuchen, vom tourismus zu leben – wovon sonst? die leute vor ort werden von investoren aus colombo und umgeschulten farmern aus dem geschäft gedrängt. ende 2018 war der park wegen wassermangel für zwei monate geschlossen; im dezember blieben dann wegen der unsicheren politischen lage die touristen aus. und sowie es anfängt zu regnen, ist das geschäft vorbei. dann heißt es schulden aufnehmen (aktuelle rate der dame im dorf, die onkel dagobert imitiert: 20 %), um essen zu kaufen und die finanzierten jeeps zu bezahlen. man lässt anschreiben, wo es nur geht. und kauft oft genug vom verdienst eine flasche arrak – weil was sonst? (für mich nicht mehr, danke!)  

nach tissa kommen leute für die safari, nur ein oder zwei nächte. das ist ein anderes leben als in touri-orten, wo ein ständiger strom von touristen durchs feld tappst. das meiste geld – ohne große leistung – verdienen diejenigen, die kunden bringen. die meisten touris buchen pauschal vorneweg – die werden dann zu sechst in die „farmer“-jeeps gesetzt, deren fahrer keine ahnung vom dschungel haben, sondern auf anrufe von scouts reagieren, die vom veranstalter fürs ausspähen der leos bezahlt werden. wenn ein chauffeur, der touristen über die schöne insel fährt, denen eine safari vermittelt, verdient er damit eine kommission – und wesentlich mehr als der, der die safari fährt. der markt ist heiß umkämpft. ich habe mitbekommen, dass einer der großen betreiber überlegt, einen konkurrenten, der ihn bei einer agentur preislich unterbietet, auf maffia-art loszuwerden. das ist wohl nicht allzu teuer. (zu mir sind alle zum glück sehr freundlich, bis auf die fische …)

ich frage mich, wie dieses leben so ist. es als „arm, aber glücklich“ zu bezeichnen wäre bitterer zynismus. wenn ich dort bin, wo viele touris sind, lenken cafés und pubs und tralala doch sehr von den realitäten des lebens ab. in diesem wissen erfahre ich die freundlichkeit der leute als ein echtes geschenk. und ich habe schon lang keine solchen kinder mehr gesehen: als babies sind sie zierlich bis filigran, perfekt in ihrer winzigkeit – und fremdeln nicht. niemals. kein einziges mal. sondern lachen und strahlen. als größere kinder sind sie ernst, aber sofort bereit, auf ein lächeln zu reagieren. neugierig, doch zurückhaltend. im alter dazwischen reden sie unbekümmert auf sinhala auf einen ein, weil es ihnen nichts ausmacht, dass man eine andere sprache spricht. 

morgen, übermorgen fahre ich weiter …

mart

keep calm and curry on

keep calm and curry on

aloha, liebe freunde des lässigen lebens,

wie glücklich bin ich in tissamaharama! jaja, weiß schon … bin leicht zu erfreuen dieser tage. aber wenn sich das leben so geschmeidig wie kokospudding zeigt, will selbst ich mal mit dem jammern aufhören. allein schon, um zu beweisen, dass ich es kann 😉

hasst mich ruhig ein wenig, wenn ich sage: es gibt hier moskitos – und das ist schon das schlechteste, was sich über dieses städtchen zwischen seen und safariparks sagen lässt. die meisten leute peitschen in einer nacht durch, stehen morgens um halb fünf auf und fahren safari. manche sehen sofort spontan einen leoparden – dann hetzen sie weiter, weil urlaub. ich war auf einer safari und schon wenigstens fünfmal freestyle im nationalpark, aber die tiere hab ich bisher nur gehört (sanftes grollen neben der straße, 90 min haben wir gewartet, aber das viech grollte nur und rührte sich nicht. ich fahre nicht, ohne einen gesehen zu haben!!!)

dafür habe ich wilde elefanten samt baby erlebt (wunderbare welt der elefanten: die großen tiere positionieren sich zum schutz immer alle um das baby herum – auch, wenn sie durchs wasser schwimmen. dann sieht man nur den winzigen rüssel vom kleinen zwischen den großen. so nett!), leguane, die kühlschrankmagneten imitieren, und radschlagende pfauen en masse. (gebt nicht so an, sagt die ratschlagende schreiberin.)

gestern saß ich bei vollmond auf einem steinhügel im dschungel. eine kleine herde waserbüffel zog zögerlich vorbei. wieder kein leopard – aber auf der rückfahrt eine shiva-katze, schon zum zweiten mal, die viel viel viel seltener zu sehen sind als die leops, aber einfach weniger pr haben. wunderschöne wilde wesen mit einem charakteristisch geringelten schanz (also das muster, nicht das teil selbst (-;)

und gerade tippsel ich wieder mal mit blick auf ein reisfeld. neben mir eine kanne tee, und zum frühstück gibt es immer nachtisch (manchmal auch appetizer vorneweg) – heute eine mango aus dem eigenen garten. am nachmittag geh ich tempel gucken. und zwischendrin gibt es rice & curry, wie es sich gehört!

es grüßt, ziemlich lässig und massiv entschleunigt,
mart
woanders ist alles … anders.

woanders ist alles … anders.

Wenn man bei einer indischen Familie eingeladen ist, wird der gemütliche Teil (auf dem Sofa sitzen, plaudern und trinken) bereits vor dem Abendessen erledigt, während man sich danach recht zügig verabschiedet. Wer das nicht weiß, ist schon mit Knabbereien voll und leicht angetrunken, bevor die Schlemmerei beginnt.

Trotz „Bitte nicht stören“-Schild an der Hoteltür betritt ein Page das Zimmer immer synchron zum Anklopfen (Also schloss ich ab – woraufhin der sich sicher dachte, dass alle Westler paranoid sind.) Die Inder, die nachts um zwei lautstark Karten spielten, wollen einem nichts Böses – aber sie verstehen schlicht nicht, was das Problem ist und wieso sie die Tür ihres stickigen Hotelzimmers zumachen sollten.

In Australien werden Feiertage, die auf ein Wochenende fallen, am Montag nachgeholt. Ein Wechsel der beruflichen Laufbahn mittendrin ist in Neuseeland keine Ausnahme, sondern gern akzeptierte Regel. Hier erwartet man auf die Frage nach dem Wohlbefinden tatsächlich eine ausführliche Antwort. Die herzensguten Kiwi, die Autofahren wie die Henker, verursachen unwillentlich viel Blechschäden, weil sie, wenn sie einem Leihauto dicht auffahren, damit vermitteln wollen: Lass mich überholen. Während der gehetzte Tourist meint, dies bedeute, er solle ordentlich Gas geben.

In Polen ist es weder Übergriff noch Liebesbezeugung, wenn ein Mann einer Frau die Hand küsst. Dagegen stellt es den Gipfel an Unhöflichkeit dar, wenn ein Gast pünktlich zum Abendessen auftaucht und damit die Gastgeber völlig kalt erwischt. In der Ukraine wird ein Gast, auch wenn sein Bauch vor Hunger knurrt, die Aufforderung zum Essen ablehnen und behaupten, er sei pumperlsatt. Erst nach zwei Dutzend Nötigungen ist es akzeptabel, zuzugreifen. Deshalb hat eine ukrainische Freundin einmal ein Wochenende lang in Berlin gehungert, weil ihre Gastgeber die Nachfrage „Bist du sicher, dass du nichts essen möchtest?“ nur zwei- oder dreimal wiederholt haben. Wer seinem Gast in Lateinamerika den Wein mit der linken Hand einschenkt, beleidigt ihn.

In den USA unterhält man sich immer freundlich mit dem Service-Personal. Wer diesen Smalltalk herablassend als oberflächlich verurteilt, was wir Europäer gerne tun, vergisst dabei, dass man mit der grantigen Verkäuferin daheim auch nicht unbedingt über Nietzsche diskutiert. Einmal hatte ich keine Lust, in Arizona die Fragen eines distanzlosen Neugierigen zu beantworten. Er vermutete daraufhin, dass ich Französin sei. Das hat mir gefallen, und ich habe es nicht korrigiert. (Ich arbeite gern am schlechten Ruf von Menschen, die Frösche essen. (-;)

Wer diese Erfahrungen auf Reisen macht, wundert sich auch nicht über eine Gesetzgebung, die woanders anders ist.

In Helena im US-Staat Montana darf eine Frau nur dann in einer Bar auf dem Tisch tanzen, wenn sie mindestens drei Pfund zwei Unzen (ca. 1400 gr.) Bekleidung auf dem Leib trägt. In Alaska ist es verboten, einen lebenden Elch aus einem Flugzeug zu stoßen oder ihn betrunken machen. In Kanada darf man ein Flugzeug während des Fluges nicht verlassen, egal, ob Mensch oder Elch.

In New York müssen Selbstmörder, die vom Dach eines Gebäudes springen, mit der Todesstrafe rechnen. In Massachusetts ist bei einem Duell eine Wasserpistole als Waffe der Wahl untersagt, und in Uruguay ist ein Duell nur dann erlaubt, wenn beide Duellanten Blutspender sind.

In Frankreich ist es verboten, ein Schwein „Napoleon“ zu nennen. Im Jahr 2000 wurde übrigens in der Gemeinde Le Lavandou das Sterben verboten, weil der Friedhof überfüllt war. In Oklahoma regelt das Gesetz, dass man nicht vom Hamburger eines Fremden abbeißt, in Connecticut muss eine Gewürzgurke hüpfen können, damit sie als Gewürzgurke anerkannt wird, und in Kalifornien ist es illegal, auf dem Friedhof Gemüse anzubauen.

In Großbritannien ist es verboten, betrunken zu reiten, ganz gleich, ob auf Pferden oder Kühen. In Australien ist Sex mit einem Känguru nur dann erlaubt, wenn man betrunken ist. Kinder dürfen dort übrigens Zigaretten rauchen, aber nicht kaufen. In Israel ist es illegal für einen Mann mit dem Namen Cohen, eine geschiedene Frau zu heiraten.

In Estland ist es verboten, Schach zu spielen, während man Sex hat. In Ungarn ist es verboten, das Licht währenddessen anzulassen, und in Brasilien gibt es per Verordnung sogar ein „Recht auf sexuelle Erfüllung“. In England dürfen Mitglieder des Parlaments dasselbe nicht in einer Rüstung betreten. In der Schweiz ist es illegal, eine Autotür zuzuknallen. In Deutschland darf man nackt im Auto fahren, aber nicht aus dem Auto aussteigen.

Und das Allerbeste: In Italien ist es verboten, öffentlich zu fluchen.

Dr. Roman Leuthner, Alexandra Leuthner: „Die blödesten Gesetze der Welt“, Bassermann Verlag 2017

grüße vom weltende

grüße vom weltende

aloha, liebe freunde des weltendes,

wie glücklich war ich in nuwara eliya, dem entspannten städtchen, das sich im norden sri lankas auf einer höhe von ca. 2000 metern (schätz ich mal) in ein bergtal schnuckelt! fast fühlte ich mich wie heinrich harrer, nach 7 tagen vor ort so vertraut wie er „7 Jahre in Tibet“. die einheimer waren liebenswürdig, grüßten freundlich und freuten sich sehr, dass ich aus deutschland komme. mich überraschte dieser enthusiasmus, aber ich freute mich mit ihnen. in der kühlen nacht konnte ich gut schlafen, am vormittag gut schreiben – und weder cappuccino-bude neben tourilokal neben massage-salon neben apple store beleidigte mein auge. dafür sind einfach zu wenig touristen hier. das freute mich noch mehr.

auf dem bild siehst du einen blick von world’s end (natürlich nicht das ganze panorama). von der klippe mit dem schönen namen ist vor zwei, drei monaten eine junge deutsche auf der suche nach dem perfekten selbstbild zu tode gestürzt. die selfie-marotte, scheint mir, ist ein ausgeklügelter plan der welt, gegen die überbevölkerung anzugehen. kein mitleid mit dieser dümmsten art von allen, sich aus dem leben zu verabschieden! wenigstens sei das foto was geworden, ließ ich mir sagen.

nun müssen wir reisenden immer dann weiter, wenn’s am schönsten ist. man mag es einen fluch nennen – aber ich glaube, es steht so im kleingedruckten. also fuhr ich auf einer der schönsten bahnstrecken der welt nach ella – berauschende szenerie, aber leider versammeln sich dort alle touri-torfnasen in nahezu identischen tourilokalen, die nuwara eliya erspart bleiben. nach einer entsetzten nacht bin ich weiter – runter ins tiefland des südens nach tissa(maharama), wo morgen eine safari ruft. heia! leoparden! wilde elefanten (haben auf dem herweg schon am straßenrand eine mama samt baby gesehen). känguru-camäleons! 

mir fehlen nur noch schlappe 20.000 zeichen, übrigens, für die erste fassung eines ratgebers, der ende mai im mgv-verlag erscheint und jetzt schon mit einem unqualifizierten text auf amazon zu bewundern ist. wer – wie vielleicht auch du – im lauf der jahre in den genuss meiner vielen unerbetenen ratschläge gekommen ist, wird verstehen, dass dies naheliegend war. wenn die leute dafür zahlen, kann außerdem von unerbeten keine rede mehr sein 🙂

ich werde in einer halben stunde von einem jungen mann abgeholt, zum jungle temple zu fahren. angeblich kann ich nach einer runde meditieren dort wieder viel konzentrierter arbeiten. haha, klar. und die welt ist eine scheibe 😉

seid gegrüßt!
mart (sich wacker am rand der welt festhaltend)
U like?

U like?

Marianne mag mich. Sie hat meinen Post geliked. Dafür schenke ich ihrem neuesten Foto ein Herzchen. Michael dagegen ignoriert meine Postings auf Facebook. Vor einem Jahr hat er mir mal einen Daumen nach oben gegeben, war ein echter Energieschub. Woher kenne ich ihn eigentlich? Kenne ich ihn überhaupt? Aber er hat zweitausend Freunde. Wenn ich alle die FB-Freunde, die ich nicht im realen Leben kenne, aussortieren würde, wären vielleicht gerade mal 100 übrig. Zu wenig fürs Ego – zu viel, um mit FB aufzuhören.

Jedes Like bedeutet, dass mich jemand mag. Dass ich mit meiner Meinung nicht allein bin. Dass jemand das, was ich bin und tue, richtig gut findet. Das ist doch soziale Anerkennung in Reinform, unverschnittenes Koks für unser Bedürfnis, uns in der modernen Welt als wichtig, interessant und relevant zu positionieren.

Obwohl daheim weder Hund noch Hamster auf unsere Kommandos reagieren, können wir uns in den sozialen Medien als Meinungsführer*innen etablieren … und unsererseits Likes verteilen wie Gunstbezeugungen des Internet-Adels: gönnerhaft, launenhaft und in jedem anderen Kontext absolut irrelevant.

Hier kann ich frei heraus zeigen, welche Werte ich vertrete im Leben. Ich tue etwas Gutes, wenn ich einer Aktion den Daumen hoch gebe: ‚Seht her, ich solidarisiere mich, ich unterstütze euch.‘ Nicht real, aber wenigstens virtuell. Was kann ich noch mehr tun? Zum Glück werde ich krass anderen Standpunkten als den meinen ohnehin nicht ausgesetzt.

Das Netz, demokratisch wie es nur auf den ersten Blick ist, präsentiert jeden Content auf die gleiche Weise: Wuschelige Tierbabies, Nachrichten von Naturkatastrophen, Fake-News, politische Aktionen … schaut alles gleich aus, ist gleich real. Doch auch gleich relevant? Auf diese Frage antwortete FB-Gründer Mark Zuckerberg einmal, dass ein sterbendes Eichhörnchen vor der Haustür für die eigenen Interessen akut relevanter sein könne als sterbende Menschen in Afrika.

Und FB wie auch Google WEISS, was für mich ganz individuell relevant ist. Je nachdem, wo ich klicke und was ich like, filtern vollkommen uneinsichtige Algorithmen heraus, was sie auf Grundlage meines Klickverhaltens als für mich „like-würdig“ bewerten. Big Brother sorgt dafür, dass wir nur sehen, was wir mögen.

Der Internetaktivist Eli Pariser hat dies erkannt und 2011 den Begriff der Filterblase geprägt: Wir bekommen präsentiert, was wir wollen – und nicht das, was wir vielleicht brauchen. Wir alle surfen so in einer kleinen heilen Welt von personalisierten Postings und Suchergebnissen, ohne Aussicht darauf, mal etwas außerhalb unserer Blase kennenzulernen, das wir eventuell nach einer Phase des Kennenlernens ebenfalls liken könnten. Pariser vergleicht die Algorithmen des Internets mit Chefredakteuren längst vergangener Print-Zeiten, die ebenfalls entschieden, welche Information auf das Volk losgelassen wurde. Anstatt uns den vollen Zugang zu allem zu gewähren, isoliert und beschränkt uns die Personalisierung der „weiten“ Welt des Webs.

Wie nuanciert können Wahrnehmung und Bewertung in dieser Like-Gesellschaft sein? Wie sieht das Icon aus, mit dem ich ausdrücke, dass ich eine Meinung mies finde und den Meinungsgeber trotzdem respektiere? Wie kann ich vermitteln, dass jemand, der gegen all das steht, das ich per Daumen hoch für gut, schön und wahr erachte, dennoch ein gutes Argument ins Feld führt? Lässt sich das überhaupt trennen? Kann ich sagen: Deine Prämisse ist zwar klasse, aber droht ins Extreme abzukippen? Oder kommunizieren: Hier reißt du das Zitat aus seinem korrekten Kontext? Erkennbar machen: Ich bin mir nicht sicher? Oder auch nur: Deine Katze ist niedlich, aber du bist ein unreflektierter Muskopf?

Natürlich kann ich das – dafür gibt es ja die Kommentarfunktion! Obwohl ich gestehe, dass es recht aufwändig ist, sich in Form einer virtuellen Diskussion mit den Leuten auseinanderzusetzen. (Da wisch ich lieber nach rechts oder wahlweise nach links, denn Menschen innerhalb von Sekunden zu bewerten ist auch nicht schwieriger, als Meinungen zu bewerten.)

Wäre es denkbar, dass wir uns selbst beschränken, wenn wir uns hauptsächlich über das definieren, was wir – aus dem Stand heraus – befürworten und ablehnen, und Seelenverwandten nur in jenen zu erkennen glauben, die ähnliche Vorlieben und Abneigungen zur Schau stellen? Und dass es an uns selbst liegt, ob wir das Web zu einem Fenster, einer Mauer oder einem All Access Backstage Pass machen?

Wie auch immer: Wenn euch der Artikel gefallen hat, freue ich mich über ein Like!