Sapa_lot!

Sapa_lot!

Sapa im Norden – wäre gänzlich unerträglich gewesen, wenn sie nicht ungefähr drei Wochen zuvor wenigstens den Reis mit seinem erschreckend lebensbejahenden Grün abgeerntet hätten. Hier in den hohen Lagen, wo es zünftig kalt werden kann, gibt es nur eine Ernte pro Jahr. (Zum Vergleich: im Süden Sri Lankas haben sie vier!)

Doch selbst in dieser reduzierten Version war’s kaum auszuhalten.  Berge, Reisterrassen, malerische Dörfer, blitzblauer Himmel darüber. *Bläh*, möcht‘ man sagen. Und tut’s dann doch nicht, weil der Kiefer immer noch am Boden liegt.

Wir sind im Dorf Ta Van untergekommen, wo rein gar nichts los war – abgesehen von den Massen an Tourist*innen, die, aus Sapa herwandernd, von Guides begleitet und verkaufstüchtigen Frauen der Bergdörfer mit riesigen Körben auf den Rücken verfolgt, entlang der einen Straße des Ortes wackelten. Sehr hübsche Damen aus den Bergen, fand ich, mit runden Gesichtern, rosiger Haut und schwarzem Haar. Mit oder ohne Zähne stießen sie ihre Zauber-Verkaufsformeln hervor: „Where you come from?“, gefolgt von einem schon mehr intimen „Whassyaname?“ – wissend, dass alle Reisenden, die ihr Visum wert sind, diese Fragen reflexhaft beantworten, weil sie von einer Macht, die größer ist als sie, dazu getrieben werden.

Ja, auch ich habe meinen Namen verraten. Und in Folge mehr kleine Täschchen und Etuis gekauft, als ich in diesem Leben brauchen werde. 

Hey Halong!

Hey Halong!

Hier einfach mal ein paar Impressionen aus der UNESCO-Weltnaturerbe-Bucht (natürlich auch vom Essen an Bord, wo wir die Nacht verbracht haben). Dafür erspare ich euch den „So long Halong“-Kalauer, der einem andernorts um die Ohren gehauen wird.

Den zweiten Tag der Bootsfahrt hab ich übrigens liegend verbracht – nicht seekrank, nicht betrunken, aber doch irgendwie schwer angeschlagen. Doch auch von schräg unten sind die 1969 Kalksteininseln einfach extrem fotogen. Danke an Wolfgang R. aus A. für die schönen Bilder!

Die Höhle

Die Höhle

Eine Höhle wollte ich machen, wenn ich schon mal in Dong Hoi / Vietnam war. Sollte reichen, dachte ich. Höhlen sind wie Bahnhofstoiletten – kennt man eine, kennt man alle. Und riechen tun sie stellenweise auch ganz ähnlich, ich schieb es auf koreanische Touristen, die keine Hemmungen kennen, sich wo sie gehen und stehen zu erleichtern. 

Bin eh kein Höhlenfreund, noch nie gewesen. Aus der Gemeinschaft des Rings wäre ich mich vor den Minen von Moria ausgeklinkt. (Na, wenn ich ehrlich bin, wäre ich schon beim „Tänzelnden Pony“ in Bree hängengeblieben).

Eine Höhle also. Nicht so beeindruckend, dachte ich noch, als ich die vielen Holzstufen runterstieg (nachdem man draußen erst viele Steinstufen hochsteigen musste … so unentschlossen irgendwie).
Und dann bog ich ums Eck und sah mich in Sack und Asche. Paradise Cave im Nationalpark Phong Nha-Ke Bang ist die schönste Höhle, die ich je erlebt habe.

Als hätte ein Kollege von Slartibartfass (Anhalter durch die Galaxis – *remember?) sämtliche Kathedralen, Dome, Tempel und Clubs dieser Welt besichtigt und dann gedacht: „Das top ich doch locker.“ Und ich hab einige Kathedralen auf dieser Welt gesehen (… müssen, mit Kathedralen geht’s mir wie Höhlen. Kennt man eine…)

Betörende Schönheit in Stein, die von der Zeitlosigkeit des Vergänglichen berichtet und Interior-Design-Preise abstaubt. Dezent ausgeleuchtet und atemberaubend, hinreißend, überwältigend.

Am Tag danach dann Muskelkater, vom Stufensteigen.

Hochzeit in Hoi An!

Hochzeit in Hoi An!

Phuong (Nguyen mit Nachnamen, wie 40 % aller Vietames*innen!!), die Betreiberin eines kleinen Massagesalons in Hoi An, wurde nach meinem letzten Vietnam-Aufenthalt Anfang des Jahres meine Facebook-Freundin – obwohl oder gerade weil mein Vietnamesisch nichtexistent und ihr Englisch recht bescheiden ist. Irgendwann im Sommer schrieb sie, ob ich denn zu ihrer Hochzeit kommen würde. Glückwunsch, du hast dich verlobt?, schrieb ich – und sie antwortete mit einem mona-lisa-haften „not yet“.

Sie arbeitete schnell. Am 3. November war’s soweit. Phuong hatte vorgeschlagen, sich Freitagabend zu treffen – ich war überrascht, sollte doch Samstag der große Tag sein, und kam hoffnungslos underdressed mit dem Moped an (aber wenigstens noch ohne Sonnenbrand) . Großes Erstaunen, als ich feststellte, dass hier der Rarty erster Teil stattfinden sollte, die Feier für Braut & Anhang, 270 Gäste, ein Moderator auf der Bühne, der durch den Abend führte, und eine erkältete Exotin (ich). Die Damen an meinem Tisch kannte ich noch von diversen Fußmassagen her. Phuong erkannte ich in weiß aufgebretzelt kaum wieder – hier der direkte Vergleich:

Die Stimmung: ausgelassen. Die Leute konzentrierten sich sinnvollerweise auf das Essen, statt sich vom Treiben auf der Bühne ablenken zu lassen – als da wären das Befüllen einer Sektschalen-Pyramide und das vorgetäuschte Anschneiden einer ganz offensichtlich textilen Torte (ich tippe auf Plüsch).  Während das Brautpaar, von einem Fotografen verfolgt, sich den ganzen Abend lang von Tisch zu Tisch quälte, um sich dort mit den jeweiligen Tischsitzern fotografieren zu lassen,  hielten diverse Verwandte, begleitet von einem enthusiastischen Keyboard, das Publikum mit Karaoke in Schach. Das mag ich an den Vietnames*innen: Die bei uns vorherrschende Scheu, sich zum Narren zu machen, kennen sie nicht.

Dann ein Déjà-vu am Samstagmittag: andere Lokation für die 300 Leute des Bräutigams, neues Kleid für die Braut, identisches Programm bis hin zur Menüfolge. (Habe leider mangels Sprachkenntnissen nicht in Erfahrung bringen können, ob das Tradition, ein Versehen oder eine Absprache aus Gründen des verwandtschaftlichen Mitbewerbs war). Ich stäbelte gelegentlich eine Karottenrose vom Teller, wenn dessen Inhalt allzu fleischlastig war, und versuchte vergeblich, die Leute daran zu hindern, mir Eiswürfel ins Bier zu werfen (eine Service-leistung des Servierpersonals, kein Party-Gag).

Sehr nett finde ich, dass hier auch die Eltern mit auf die Bühne gebeten werden, wo sie dann äußerst unbehaglich aussehend herumstehen und wünschen, kinderlos geblieben zu sein. 

Auch hier war nach zwei Stunden alles vorbei. Mögen sie eine lange, glückliche Ehe haben!