gute zeit in disneyworld

gute zeit in disneyworld

aloha, liebe freunde neutraler auszeiten,

ich grüße aus chiang mai, DEM club mediterranee asiens. hier gibt es alles, und zwar in fülle: dieses angebot! diese auswahl! diese annehmlichkeiten modernen globalen lebens – alles unter dem berüchtigten dach aus feinstaub, das sich gerade bildet, weil die bauern im norden ihre felder abbrennen. nicht nur ich kehre der stadt den rücken – voll erstaunen darüber, wie gut mir die letzten zweieinhalb wochen hier gefallen haben. ich bin in einem schicken hotel-appartment im norden der stadt für kaum geld, weil von langzeitmietern abgelöst – weit draußen, was meinen roller rechtfertigt, denn ohne ginge gar nichts.

wenn ich mich durch geschicktes lückenfahren an die spitze einer fahrzeugschlange, die sich vor JEDER ampel bildet, navigiert habe und dann im vorderen drittel des feldes mit den anderen zweirädern losbresche, sowie es grün wird …
wenn ich fröhlich hupe, um dann festzustellen, dass ich die einzige bin, die diese form nonverbaler kommunikation nutzt … wie ich auch die einzige bin, die „blink halt, du hirsch!“ oder „was soll denn das, schnuckl?“ den anderen verkehrsteilnehmern zurufe …
wenn ich eine abbiegung verpasse (weil die route vorher auf google maps studiert, was keine auskünfte über straßenbeschaffenheit und abbiegeverhindernde plastikschranken gibt. oder weil ich glaube, es könnte eine abkürzung sein) und dadurch neue ecken der stadt auf stundenlangen „hier müsste es doch rübergehen“-fahrten erkunde …
wenn ich mir das singen während des fahrens nicht verkneifen kann (dreamers ball, absolutely bill’s mood oder biene maya gerade)…
dann macht mir das einfach sehr viel spaß. kaum vorstellbar, dass ich vor zwei jahren wegen des mörderverkehrs hier nach laos geflüchtet bin!

eine anekdote noch: ich wurde von einem polizisten beim tha pae gate aus dem verkehr gezogen – war darauf vorbereitet, das machen sie mit den farang gerne. hatte natürlich keinen lappen dabei (ich besitze gar keinen internationalen), ABER zückte ohne zu zögern meinen PADI tauchausweis. „bitte dreh ihn nicht um“, dachte ich die ganze zeit, denn während es von vorne durchaus als deutscher ausweis durchgehen könnte, irritieren doch die bunten fische auf der rückseite. der polizist drehte um. gab mir trotzdem das kärtsche wieder zurück und ließ mich weiterfahren. 😀

doch jetzt hatte ich genug „neutrale zone“ und „auf nix mehr emotional einlassen.“ bin frisch gestärkt und etwas vom luxus gelangweilt. noch ein croissant, ein apple cidre, eine pediküre – dann schleppe ich mich und meinen mittlerweile zum besten gefüllten rucksack (ich finde in wirklich jedem land geile schuhe) zu tempeln und stränden.

grüß mir derweil den frühling,
mart
heia safari!

heia safari!

jetzt habe ich endlich tupfenfell gesehen in der wunderwelt des yala nationalparks – sogar zweimal. ich kann gar nicht beschreiben, wie faszinierend das alles ist: unerwartet voller blüten, dominiert vom gesang so vieler vögel, trocken savanne imitierend und dann wieder ein grünes wasserloch voller seerosen, zwischen denen sich ein fotogener elefant samt dekorativ weißen kuhreihern in pose wirft. hitze, langeweile, aufregung! gestern durfte ich sogar den ersten jeep meines lebens über die dreckpiste manövrieren. keine billigen sitze für safari-wiederholungstäter! 😀

und weil ich schon so lange hier war, hab ich auch mitgekriegt, wie die einheimer leben: von der hand in den mund nämlich, während sie zuschauen, wie unsereins nebenher ein abendessen verschlingt, das (ohne getränke) soviel kostet, wie sie – mit glück – an einem tag verdienen. leider nicht jeden tag. jedes lokal, das nicht zu einem hotel gehört, ist bedrückend einfach, um nicht zu sagen wirklich schäbig, mit kahlen wänden, plastikstühlen, zeitungspapier als servietten. kein konsumparadies wie bei uns, sondern auf lebensnotwendigkeiten beschränkt: werbung im fernsehen gibt es fast nur für billige ware wie seife und waschpulver. shampoo kauft man portionsweise für das bad im fluss oder see, das hier ausgiebig zelebriert wird. (ich war auch schon drin, wie sich’s gehört proper angezogen – da die fische immer mit weißbrotresten gefüttert werden und ich in der farbe doch recht ähnlich bin, wurde ich ein paarmal versuchsweise angenagt.)

zu viele menschen versuchen, vom tourismus zu leben – wovon sonst? die leute vor ort werden von investoren aus colombo und umgeschulten farmern aus dem geschäft gedrängt. ende 2018 war der park wegen wassermangel für zwei monate geschlossen; im dezember blieben dann wegen der unsicheren politischen lage die touristen aus. und sowie es anfängt zu regnen, ist das geschäft vorbei. dann heißt es schulden aufnehmen (aktuelle rate der dame im dorf, die onkel dagobert imitiert: 20 %), um essen zu kaufen und die finanzierten jeeps zu bezahlen. man lässt anschreiben, wo es nur geht. und kauft oft genug vom verdienst eine flasche arrak – weil was sonst? (für mich nicht mehr, danke!)  

nach tissa kommen leute für die safari, nur ein oder zwei nächte. das ist ein anderes leben als in touri-orten, wo ein ständiger strom von touristen durchs feld tappst. das meiste geld – ohne große leistung – verdienen diejenigen, die kunden bringen. die meisten touris buchen pauschal vorneweg – die werden dann zu sechst in die „farmer“-jeeps gesetzt, deren fahrer keine ahnung vom dschungel haben, sondern auf anrufe von scouts reagieren, die vom veranstalter fürs ausspähen der leos bezahlt werden. wenn ein chauffeur, der touristen über die schöne insel fährt, denen eine safari vermittelt, verdient er damit eine kommission – und wesentlich mehr als der, der die safari fährt. der markt ist heiß umkämpft. ich habe mitbekommen, dass einer der großen betreiber überlegt, einen konkurrenten, der ihn bei einer agentur preislich unterbietet, auf maffia-art loszuwerden. das ist wohl nicht allzu teuer. (zu mir sind alle zum glück sehr freundlich, bis auf die fische …)

ich frage mich, wie dieses leben so ist. es als „arm, aber glücklich“ zu bezeichnen wäre bitterer zynismus. wenn ich dort bin, wo viele touris sind, lenken cafés und pubs und tralala doch sehr von den realitäten des lebens ab. in diesem wissen erfahre ich die freundlichkeit der leute als ein echtes geschenk. und ich habe schon lang keine solchen kinder mehr gesehen: als babies sind sie zierlich bis filigran, perfekt in ihrer winzigkeit – und fremdeln nicht. niemals. kein einziges mal. sondern lachen und strahlen. als größere kinder sind sie ernst, aber sofort bereit, auf ein lächeln zu reagieren. neugierig, doch zurückhaltend. im alter dazwischen reden sie unbekümmert auf sinhala auf einen ein, weil es ihnen nichts ausmacht, dass man eine andere sprache spricht. 

morgen, übermorgen fahre ich weiter …

mart

keep calm and curry on

keep calm and curry on

aloha, liebe freunde des lässigen lebens,

wie glücklich bin ich in tissamaharama! jaja, weiß schon … bin leicht zu erfreuen dieser tage. aber wenn sich das leben so geschmeidig wie kokospudding zeigt, will selbst ich mal mit dem jammern aufhören. allein schon, um zu beweisen, dass ich es kann 😉

hasst mich ruhig ein wenig, wenn ich sage: es gibt hier moskitos – und das ist schon das schlechteste, was sich über dieses städtchen zwischen seen und safariparks sagen lässt. die meisten leute peitschen in einer nacht durch, stehen morgens um halb fünf auf und fahren safari. manche sehen sofort spontan einen leoparden – dann hetzen sie weiter, weil urlaub. ich war auf einer safari und schon wenigstens fünfmal freestyle im nationalpark, aber die tiere hab ich bisher nur gehört (sanftes grollen neben der straße, 90 min haben wir gewartet, aber das viech grollte nur und rührte sich nicht. ich fahre nicht, ohne einen gesehen zu haben!!!)

dafür habe ich wilde elefanten samt baby erlebt (wunderbare welt der elefanten: die großen tiere positionieren sich zum schutz immer alle um das baby herum – auch, wenn sie durchs wasser schwimmen. dann sieht man nur den winzigen rüssel vom kleinen zwischen den großen. so nett!), leguane, die kühlschrankmagneten imitieren, und radschlagende pfauen en masse. (gebt nicht so an, sagt die ratschlagende schreiberin.)

gestern saß ich bei vollmond auf einem steinhügel im dschungel. eine kleine herde waserbüffel zog zögerlich vorbei. wieder kein leopard – aber auf der rückfahrt eine shiva-katze, schon zum zweiten mal, die viel viel viel seltener zu sehen sind als die leops, aber einfach weniger pr haben. wunderschöne wilde wesen mit einem charakteristisch geringelten schanz (also das muster, nicht das teil selbst (-;)

und gerade tippsel ich wieder mal mit blick auf ein reisfeld. neben mir eine kanne tee, und zum frühstück gibt es immer nachtisch (manchmal auch appetizer vorneweg) – heute eine mango aus dem eigenen garten. am nachmittag geh ich tempel gucken. und zwischendrin gibt es rice & curry, wie es sich gehört!

es grüßt, ziemlich lässig und massiv entschleunigt,
mart
woanders ist alles … anders.

woanders ist alles … anders.

Wenn man bei einer indischen Familie eingeladen ist, wird der gemütliche Teil (auf dem Sofa sitzen, plaudern und trinken) bereits vor dem Abendessen erledigt, während man sich danach recht zügig verabschiedet. Wer das nicht weiß, ist schon mit Knabbereien voll und leicht angetrunken, bevor die Schlemmerei beginnt.

Trotz „Bitte nicht stören“-Schild an der Hoteltür betritt ein Page das Zimmer immer synchron zum Anklopfen (Also schloss ich ab – woraufhin der sich sicher dachte, dass alle Westler paranoid sind.) Die Inder, die nachts um zwei lautstark Karten spielten, wollen einem nichts Böses – aber sie verstehen schlicht nicht, was das Problem ist und wieso sie die Tür ihres stickigen Hotelzimmers zumachen sollten.

In Australien werden Feiertage, die auf ein Wochenende fallen, am Montag nachgeholt. Ein Wechsel der beruflichen Laufbahn mittendrin ist in Neuseeland keine Ausnahme, sondern gern akzeptierte Regel. Hier erwartet man auf die Frage nach dem Wohlbefinden tatsächlich eine ausführliche Antwort. Die herzensguten Kiwi, die Autofahren wie die Henker, verursachen unwillentlich viel Blechschäden, weil sie, wenn sie einem Leihauto dicht auffahren, damit vermitteln wollen: Lass mich überholen. Während der gehetzte Tourist meint, dies bedeute, er solle ordentlich Gas geben.

In Polen ist es weder Übergriff noch Liebesbezeugung, wenn ein Mann einer Frau die Hand küsst. Dagegen stellt es den Gipfel an Unhöflichkeit dar, wenn ein Gast pünktlich zum Abendessen auftaucht und damit die Gastgeber völlig kalt erwischt. In der Ukraine wird ein Gast, auch wenn sein Bauch vor Hunger knurrt, die Aufforderung zum Essen ablehnen und behaupten, er sei pumperlsatt. Erst nach zwei Dutzend Nötigungen ist es akzeptabel, zuzugreifen. Deshalb hat eine ukrainische Freundin einmal ein Wochenende lang in Berlin gehungert, weil ihre Gastgeber die Nachfrage „Bist du sicher, dass du nichts essen möchtest?“ nur zwei- oder dreimal wiederholt haben. Wer seinem Gast in Lateinamerika den Wein mit der linken Hand einschenkt, beleidigt ihn.

In den USA unterhält man sich immer freundlich mit dem Service-Personal. Wer diesen Smalltalk herablassend als oberflächlich verurteilt, was wir Europäer gerne tun, vergisst dabei, dass man mit der grantigen Verkäuferin daheim auch nicht unbedingt über Nietzsche diskutiert. Einmal hatte ich keine Lust, in Arizona die Fragen eines distanzlosen Neugierigen zu beantworten. Er vermutete daraufhin, dass ich Französin sei. Das hat mir gefallen, und ich habe es nicht korrigiert. (Ich arbeite gern am schlechten Ruf von Menschen, die Frösche essen. (-;)

Wer diese Erfahrungen auf Reisen macht, wundert sich auch nicht über eine Gesetzgebung, die woanders anders ist.

In Helena im US-Staat Montana darf eine Frau nur dann in einer Bar auf dem Tisch tanzen, wenn sie mindestens drei Pfund zwei Unzen (ca. 1400 gr.) Bekleidung auf dem Leib trägt. In Alaska ist es verboten, einen lebenden Elch aus einem Flugzeug zu stoßen oder ihn betrunken machen. In Kanada darf man ein Flugzeug während des Fluges nicht verlassen, egal, ob Mensch oder Elch.

In New York müssen Selbstmörder, die vom Dach eines Gebäudes springen, mit der Todesstrafe rechnen. In Massachusetts ist bei einem Duell eine Wasserpistole als Waffe der Wahl untersagt, und in Uruguay ist ein Duell nur dann erlaubt, wenn beide Duellanten Blutspender sind.

In Frankreich ist es verboten, ein Schwein „Napoleon“ zu nennen. Im Jahr 2000 wurde übrigens in der Gemeinde Le Lavandou das Sterben verboten, weil der Friedhof überfüllt war. In Oklahoma regelt das Gesetz, dass man nicht vom Hamburger eines Fremden abbeißt, in Connecticut muss eine Gewürzgurke hüpfen können, damit sie als Gewürzgurke anerkannt wird, und in Kalifornien ist es illegal, auf dem Friedhof Gemüse anzubauen.

In Großbritannien ist es verboten, betrunken zu reiten, ganz gleich, ob auf Pferden oder Kühen. In Australien ist Sex mit einem Känguru nur dann erlaubt, wenn man betrunken ist. Kinder dürfen dort übrigens Zigaretten rauchen, aber nicht kaufen. In Israel ist es illegal für einen Mann mit dem Namen Cohen, eine geschiedene Frau zu heiraten.

In Estland ist es verboten, Schach zu spielen, während man Sex hat. In Ungarn ist es verboten, das Licht währenddessen anzulassen, und in Brasilien gibt es per Verordnung sogar ein „Recht auf sexuelle Erfüllung“. In England dürfen Mitglieder des Parlaments dasselbe nicht in einer Rüstung betreten. In der Schweiz ist es illegal, eine Autotür zuzuknallen. In Deutschland darf man nackt im Auto fahren, aber nicht aus dem Auto aussteigen.

Und das Allerbeste: In Italien ist es verboten, öffentlich zu fluchen.

Dr. Roman Leuthner, Alexandra Leuthner: „Die blödesten Gesetze der Welt“, Bassermann Verlag 2017