Heutzutage lässt sich ja kein Blog mehr unbedarft und unbelastet starten. Da reden alle ernstzunehmenden Blogbetreiber vom Mehrwert, den ein Blog haben muss, wenn er für mehr Leute als Freunde, Familie und Fysiotherapeut interessant sein soll. „Du musst ein Problem für deine Leser lösen“, klingt es da rabiat von ALLEN Seiten herunter. Und ich denke: Sollen die ihre Probleme doch selbst lösen. Meine – so ich denn welche hätte – löst ja auch keiner. Und das ist gut so.

Außerdem fällt es mir, als bekennender Kein-Problem-Habenden, schwer, mich in die Probleme anderer Leute hineinzuversetzen. Was belastet dich – als Vertreter des problemhabenden Volkes? Dass dir, wie einst den Galliern, der Himmel auf den Kopf fallen könnte? Das wär natürlich gravierend – aber ein Problem würde ich es erst dann nennen, wenn es auch tatsächlich einträfe. Bis dahin: nicht relevant im großen Kontext der Dinge. Eine Minus 2 auf der erste-Welt-Problemskala – die von irrelevanten Problemen nur so strotzt.

Die typischen Probleme, die ALLE hätten, so heißt es, seien folgende: Gewicht verlieren. Geld zulegen. Gesundheit erhalten oder erlangen. Glückliche Beziehung abgreifen. Dem smarten Leser fällt auf: Problembewusstsein schafft man idealerweise im Rahmen eines Bereichs, der mit einem „G“ beginnt. Und auch wenn ich nichts dagegen habe, in jedem einzelnen dieser Bereiche gut mitzumischen, wenn es die Zeitqualität erfordert, ist ein Zuwenig in diesem Kontext oder ein Zuviel schlicht nur genau das: Mangel oder Überfluss. Und kein Problem, solange die eigene Existenz nicht bedroht ist.

So helfen mir diese generischen Blogs, die alle nach demselben Kochbuch ihre Blogger-Brötchen backen, indem sie mir erstmal zu Problemen verhelfen. Ein Blog, dessen Thema Zeitmanagement ist, bringt mich um dieselbe, indem er mich mit reißerischen Überschriften dazu bringt, sämtliche Blogartikel einzusaugen. Diesen Game Changer zu versäumen, denke ich – das kann ich mir nicht leisten. Aber irgendwie finde ich ihn nicht wirklich, soviel Artikel ich auch inhaliere. Ich glaube nicht an die Existenz des „GTPS“ (Goldener Tipp per se), der mein Problem löst. Also lese ich immer weiter, immer mehr, und entdecke so, dass ich, von mir völlig unbemerkt, doch im Grunde ein Problem haben könnte, für das LÖSUNGEN angeboten werden! Und zwar kostenlos! Es lohnt sich also regelrecht, ein Problem zu haben.

Mein Problem ist: Diese Problem-Löse-Blogs sehen alle gleich aus. Der Aufbau, die Ansprache der Leser, die neckische Trailermelodie, die den Vodcasts vorgeschaltet ist, der vielfach gerühmte Mehrwert, die wahllosen Freebies… das ermüdet mental. Immerhin lösen diese Leute gegenseitig ihre Probleme, indem sie einander ihre Lösungen verkaufen. Bisschen inzestuös vielleicht – aber hey, solange es Spaß macht. UND natürlich Mehrwert bietet. Und immer MEHR WERT.

Nö, das mag ich nicht. Muss ja auch kein Geld mit meinem Blog verdienen. Ich verspreche dir also feierlich, keines deiner Probleme zu lösen. Ihnen dafür aber auch keine einzureden. Der Besuch im besten Blog der Welt soll dir ganz einfach Spaß machen, ein kleiner Ausflug sein aus dem Alltag, ein zügiger Spurt in eine virtuelle Welt, wo du dich ausspannen, dir Anregungen holen oder Alliterationen abgreifen kannst (ja, letzteres ist mir aufgefallen. Nenn mich Wagner!). Warum sollte ich Probleme dafür brauchen? Und falls doch: vielleicht besteht das Problem von dir genau darin, dass dir die Problem-Löse-Blogs massiv auf die Nerven gehen?

Deshalb meine großen „G“s, die keine Probleme, sondern die Lösung derselben in sich tragen:
Grenzenloses Glück, g’schmeidges Gelingen, gostenlose Gocktails UND Gartenarbeit!