von martina | 28 Januar 2019 | unterwegs
jetzt habe ich endlich tupfenfell gesehen in der wunderwelt des yala nationalparks – sogar zweimal. ich kann gar nicht beschreiben, wie faszinierend das alles ist: unerwartet voller blüten, dominiert vom gesang so vieler vögel, trocken savanne imitierend und dann wieder ein grünes wasserloch voller seerosen, zwischen denen sich ein fotogener elefant samt dekorativ weißen kuhreihern in pose wirft. hitze, langeweile, aufregung! gestern durfte ich sogar den ersten jeep meines lebens über die dreckpiste manövrieren. keine billigen sitze für safari-wiederholungstäter! 😀
und weil ich schon so lange hier war, hab ich auch mitgekriegt, wie die einheimer leben: von der hand in den mund nämlich, während sie zuschauen, wie unsereins nebenher ein abendessen verschlingt, das (ohne getränke) soviel kostet, wie sie – mit glück – an einem tag verdienen. leider nicht jeden tag. jedes lokal, das nicht zu einem hotel gehört, ist bedrückend einfach, um nicht zu sagen wirklich schäbig, mit kahlen wänden, plastikstühlen, zeitungspapier als servietten. kein konsumparadies wie bei uns, sondern auf lebensnotwendigkeiten beschränkt: werbung im fernsehen gibt es fast nur für billige ware wie seife und waschpulver. shampoo kauft man portionsweise für das bad im fluss oder see, das hier ausgiebig zelebriert wird. (ich war auch schon drin, wie sich’s gehört proper angezogen – da die fische immer mit weißbrotresten gefüttert werden und ich in der farbe doch recht ähnlich bin, wurde ich ein paarmal versuchsweise angenagt.)
zu viele menschen versuchen, vom tourismus zu leben – wovon sonst? die leute vor ort werden von investoren aus colombo und umgeschulten farmern aus dem geschäft gedrängt. ende 2018 war der park wegen wassermangel für zwei monate geschlossen; im dezember blieben dann wegen der unsicheren politischen lage die touristen aus. und sowie es anfängt zu regnen, ist das geschäft vorbei. dann heißt es schulden aufnehmen (aktuelle rate der dame im dorf, die onkel dagobert imitiert: 20 %), um essen zu kaufen und die finanzierten jeeps zu bezahlen. man lässt anschreiben, wo es nur geht. und kauft oft genug vom verdienst eine flasche arrak – weil was sonst? (für mich nicht mehr, danke!)
nach tissa kommen leute für die safari, nur ein oder zwei nächte. das ist ein anderes leben als in touri-orten, wo ein ständiger strom von touristen durchs feld tappst. das meiste geld – ohne große leistung – verdienen diejenigen, die kunden bringen. die meisten touris buchen pauschal vorneweg – die werden dann zu sechst in die „farmer“-jeeps gesetzt, deren fahrer keine ahnung vom dschungel haben, sondern auf anrufe von scouts reagieren, die vom veranstalter fürs ausspähen der leos bezahlt werden. wenn ein chauffeur, der touristen über die schöne insel fährt, denen eine safari vermittelt, verdient er damit eine kommission – und wesentlich mehr als der, der die safari fährt. der markt ist heiß umkämpft. ich habe mitbekommen, dass einer der großen betreiber überlegt, einen konkurrenten, der ihn bei einer agentur preislich unterbietet, auf maffia-art loszuwerden. das ist wohl nicht allzu teuer. (zu mir sind alle zum glück sehr freundlich, bis auf die fische …)
ich frage mich, wie dieses leben so ist. es als „arm, aber glücklich“ zu bezeichnen wäre bitterer zynismus. wenn ich dort bin, wo viele touris sind, lenken cafés und pubs und tralala doch sehr von den realitäten des lebens ab. in diesem wissen erfahre ich die freundlichkeit der leute als ein echtes geschenk. und ich habe schon lang keine solchen kinder mehr gesehen: als babies sind sie zierlich bis filigran, perfekt in ihrer winzigkeit – und fremdeln nicht. niemals. kein einziges mal. sondern lachen und strahlen. als größere kinder sind sie ernst, aber sofort bereit, auf ein lächeln zu reagieren. neugierig, doch zurückhaltend. im alter dazwischen reden sie unbekümmert auf sinhala auf einen ein, weil es ihnen nichts ausmacht, dass man eine andere sprache spricht.
morgen, übermorgen fahre ich weiter …
mart
von martina | 22 Januar 2019 | unterwegs
aloha, liebe freunde des lässigen lebens,
wie glücklich bin ich in tissamaharama! jaja, weiß schon … bin leicht zu erfreuen dieser tage. aber wenn sich das leben so geschmeidig wie kokospudding zeigt, will selbst ich mal mit dem jammern aufhören. allein schon, um zu beweisen, dass ich es kann 😉
hasst mich ruhig ein wenig, wenn ich sage: es gibt hier moskitos – und das ist schon das schlechteste, was sich über dieses städtchen zwischen seen und safariparks sagen lässt. die meisten leute peitschen in einer nacht durch, stehen morgens um halb fünf auf und fahren safari. manche sehen sofort spontan einen leoparden – dann hetzen sie weiter, weil urlaub. ich war auf einer safari und schon wenigstens fünfmal freestyle im nationalpark, aber die tiere hab ich bisher nur gehört (sanftes grollen neben der straße, 90 min haben wir gewartet, aber das viech grollte nur und rührte sich nicht. ich fahre nicht, ohne einen gesehen zu haben!!!)
dafür habe ich wilde elefanten samt baby erlebt (wunderbare welt der elefanten: die großen tiere positionieren sich zum schutz immer alle um das baby herum – auch, wenn sie durchs wasser schwimmen. dann sieht man nur den winzigen rüssel vom kleinen zwischen den großen. so nett!), leguane, die kühlschrankmagneten imitieren, und radschlagende pfauen en masse. (gebt nicht so an, sagt die ratschlagende schreiberin.)
gestern saß ich bei vollmond auf einem steinhügel im dschungel. eine kleine herde waserbüffel zog zögerlich vorbei. wieder kein leopard – aber auf der rückfahrt eine shiva-katze, schon zum zweiten mal, die viel viel viel seltener zu sehen sind als die leops, aber einfach weniger pr haben. wunderschöne wilde wesen mit einem charakteristisch geringelten schanz (also das muster, nicht das teil selbst (-;)
und gerade tippsel ich wieder mal mit blick auf ein reisfeld. neben mir eine kanne tee, und zum frühstück gibt es immer nachtisch (manchmal auch appetizer vorneweg) – heute eine mango aus dem eigenen garten. am nachmittag geh ich tempel gucken. und zwischendrin gibt es rice & curry, wie es sich gehört!
es grüßt, ziemlich lässig und massiv entschleunigt, mart |
von martina | 15 Januar 2019 | unterwegs
aloha, liebe freunde des weltendes,
wie glücklich war ich in nuwara eliya, dem entspannten städtchen, das sich im norden sri lankas auf einer höhe von ca. 2000 metern (schätz ich mal) in ein bergtal schnuckelt! fast fühlte ich mich wie heinrich harrer, nach 7 tagen vor ort so vertraut wie er „7 Jahre in Tibet“. die einheimer waren liebenswürdig, grüßten freundlich und freuten sich sehr, dass ich aus deutschland komme. mich überraschte dieser enthusiasmus, aber ich freute mich mit ihnen. in der kühlen nacht konnte ich gut schlafen, am vormittag gut schreiben – und weder cappuccino-bude neben tourilokal neben massage-salon neben apple store beleidigte mein auge. dafür sind einfach zu wenig touristen hier. das freute mich noch mehr.
auf dem bild siehst du einen blick von world’s end (natürlich nicht das ganze panorama). von der klippe mit dem schönen namen ist vor zwei, drei monaten eine junge deutsche auf der suche nach dem perfekten selbstbild zu tode gestürzt. die selfie-marotte, scheint mir, ist ein ausgeklügelter plan der welt, gegen die überbevölkerung anzugehen. kein mitleid mit dieser dümmsten art von allen, sich aus dem leben zu verabschieden! wenigstens sei das foto was geworden, ließ ich mir sagen.
nun müssen wir reisenden immer dann weiter, wenn’s am schönsten ist. man mag es einen fluch nennen – aber ich glaube, es steht so im kleingedruckten. also fuhr ich auf einer der schönsten bahnstrecken der welt nach ella – berauschende szenerie, aber leider versammeln sich dort alle touri-torfnasen in nahezu identischen tourilokalen, die nuwara eliya erspart bleiben. nach einer entsetzten nacht bin ich weiter – runter ins tiefland des südens nach tissa(maharama), wo morgen eine safari ruft. heia! leoparden! wilde elefanten (haben auf dem herweg schon am straßenrand eine mama samt baby gesehen). känguru-camäleons!
mir fehlen nur noch schlappe 20.000 zeichen, übrigens, für die erste fassung eines ratgebers, der ende mai im mgv-verlag erscheint und jetzt schon mit einem unqualifizierten text auf amazon zu bewundern ist. wer – wie vielleicht auch du – im lauf der jahre in den genuss meiner vielen unerbetenen ratschläge gekommen ist, wird verstehen, dass dies naheliegend war. wenn die leute dafür zahlen, kann außerdem von unerbeten keine rede mehr sein 🙂
ich werde in einer halben stunde von einem jungen mann abgeholt, zum jungle temple zu fahren. angeblich kann ich nach einer runde meditieren dort wieder viel konzentrierter arbeiten. haha, klar. und die welt ist eine scheibe 😉
seid gegrüßt! mart (sich wacker am rand der welt festhaltend) |
von martina | 2 Januar 2019 | unterwegs
aloha liebe freunde der ölbäder,
von kopf bis zu den zehen triefend schreibe ich diese zeilen. schweiß ganz oben, weil die luftfeuchtigkeit an normalen tagen gefühlte 90 % und an schwülen tagen 95 % beträgt; unterhalb der stirn dann literweise öl, in denen ich täglich getränkt, geknetet, geplättet, blanchiert, für die ewigkeit konserviert werde. mit der menge an öl, die täglich an mich hingegossen wird, könnte die bmw-kantine sämtliche pommes für den mittagstisch frittieren (obwohl man sich da wünschen würde, sie würden weniger gesund riechendes zeugs verwenden). an den meisten tagen dusche ich dreimal und shampooniere, als hinge die zukunft europas davon ab.
hauptsache, es wirkt, wirst du mir jetzt sicher munter zurufen. tja, das ist die krux. irgendwann wirkt es sicher. das ist ja das schöne an so einer kur: dieser überraschungseffekt 2, 3 monate später, wenn man nicht mehr geglaubt hat, dass die ganzen plagen und teilweise recht unerquicklichen behandlungen doch noch irgendwann ergebnisse erzielen würden. noch halten sie sich allerdings dezent zurück, und wenn ich hier durch die gegend schlurfe, schleife ich mein energielevel am boden (knöchelhöhe) hinter mir her.
morgens ist es frisch und grün; palmen und teesträucher, eisvögel und seerosen. tagsüber dann nur noch grün. sowie ich hier raus bin, fahre ich nach ella in die berge, wo es wenigstens nachts angenehm kühl sein soll. und dabei soll ich noch frisch und spritzig ein buch schreiben … eine echte herausforderung. 😉
doch das neue jahr, sei gewiss, wird nicht nur die bringen, sondern auch abenteuer und erholung, spaß und gutes essen, einen hauch erleuchtung und eine schaufel lebenserfahrung, wie immer halt, nur mehr davon!! drum wünsche ich dir, was ich auch mir selbst wünsche, wenn ich mich, glitschig wie ein fisch in zwei litern öl, auf dem glatten holzmassagetisch umdrehen soll: GUTEN RUTSCH!
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von martina | 29 November 2018 | unterwegs
Sapa im Norden – wäre gänzlich unerträglich gewesen, wenn sie nicht ungefähr drei Wochen zuvor wenigstens den Reis mit seinem erschreckend lebensbejahenden Grün abgeerntet hätten. Hier in den hohen Lagen, wo es zünftig kalt werden kann, gibt es nur eine Ernte pro Jahr. (Zum Vergleich: im Süden Sri Lankas haben sie vier!)
Doch selbst in dieser reduzierten Version war’s kaum auszuhalten. Berge, Reisterrassen, malerische Dörfer, blitzblauer Himmel darüber. *Bläh*, möcht‘ man sagen. Und tut’s dann doch nicht, weil der Kiefer immer noch am Boden liegt.
Wir sind im Dorf Ta Van untergekommen, wo rein gar nichts los war – abgesehen von den Massen an Tourist*innen, die, aus Sapa herwandernd, von Guides begleitet und verkaufstüchtigen Frauen der Bergdörfer mit riesigen Körben auf den Rücken verfolgt, entlang der einen Straße des Ortes wackelten. Sehr hübsche Damen aus den Bergen, fand ich, mit runden Gesichtern, rosiger Haut und schwarzem Haar. Mit oder ohne Zähne stießen sie ihre Zauber-Verkaufsformeln hervor: „Where you come from?“, gefolgt von einem schon mehr intimen „Whassyaname?“ – wissend, dass alle Reisenden, die ihr Visum wert sind, diese Fragen reflexhaft beantworten, weil sie von einer Macht, die größer ist als sie, dazu getrieben werden.
Ja, auch ich habe meinen Namen verraten. Und in Folge mehr kleine Täschchen und Etuis gekauft, als ich in diesem Leben brauchen werde.
von martina | 24 November 2018 | unterwegs
Hier einfach mal ein paar Impressionen aus der UNESCO-Weltnaturerbe-Bucht (natürlich auch vom Essen an Bord, wo wir die Nacht verbracht haben). Dafür erspare ich euch den „So long Halong“-Kalauer, der einem andernorts um die Ohren gehauen wird.
Den zweiten Tag der Bootsfahrt hab ich übrigens liegend verbracht – nicht seekrank, nicht betrunken, aber doch irgendwie schwer angeschlagen. Doch auch von schräg unten sind die 1969 Kalksteininseln einfach extrem fotogen. Danke an Wolfgang R. aus A. für die schönen Bilder!