Neulich im Beichtstuhl

Neulich im Beichtstuhl

„Vergebe mir, Vater, denn ich habe gesündigt. Meine letzte Beichte…“

Ein gequältes Stöhnen jenseits der Abtrennung.

„Vater? Ist alles in Ordnung?“

„Jaja, alles in Ordnung, tiptop, meine Tochter. Fahre fort.“

„Äh… vergebe mir, Vater, denn ich habe…“

„Gesündigt, jaja. Was man halt so sündigen nennt. Ich kann’s schon nicht mehr hören!“

Betretenes Schweigen.

„Verzeih, meine Tochter. Was hast du denn angestellt? Einem Radfahrer die Vorfahrt genommen? Bei der Diät geschummelt? Mit deinem Chef geschlafen, um befördert zu werden?“

„Haha, wenn Sie meinen Chef kennen würden…“

„So alt und häßlich? So glücklich verheiratet?“

„So schwul!“

„Das ist keine Sünde mehr. Nicht einmal das. Banalitäten, alles miteinander. Ich höre hier nichts, was ich nicht schon im Vorabendprogramm gesehen hätte.“

„Aber bei einer Beichte geht es doch nicht um den Unterhaltungswert! Sondern um die Befreiung von Sünde durch Reue und Buße und Vergebung.“

„Das mit der Sünde ist aber recht inflationär, meinen Sie nicht? Was letzte Woche eine war, ist heute keine mehr. Ehebruch? Geschenkt. Falsches Zeugnis? Kaum noch ein Kavaliersdelikt.“

„Aber Vater, es gibt doch die Todsünden! Für die ist Christus am Kreuz gestorben.“

„Heute machen Leute das freiwillig, wussten Sie das? Kam neulich im Fernsehen. Die lassen sich an Kreuze binden und auspeitschen, weil sie das sexuell stimuliert.“

„Das mit dem Auspeitschen haben die Katholiken doch schon immer so gemacht.“

„Zur Buße für echte Sünden, meine Tochter. Aber was ist denn heutzutage noch eine Todsünde?“

„Äh… Mord und Todschlag? Völlerei?“

„Und, haben Sie in letzter Zeit jemanden umgebracht? Oder ihn gegessen? Und selbst wenn Sie es getan hätten: Dann kommt irgendein Psychologe daher und erklärt, dass Sie gar nicht anders konnten, weil Sie als Kind nie Nachtisch bekommen haben. Die Welt geht vor die Hunde. Keiner nimmt mehr irgendwas ernst. Kein Respekt vor irgendwas.“

„Aber natürlich! Es gibt doch noch so viele Tabus. Zum Beispiel das Beichtgeheimnis. Sie würden doch nicht dahergehen und irgendjemandem erzählen, was ich gebeichtet habe?“

„Dass Sie mit Ihrem schwulen Chef geschlafen haben, würde ja wohl niemanden überraschen.“

„Ich habe doch gar nicht…“

„Früher hatten die Leute noch Respekt. Aber wenn heute jemand einen Altar schändet, macht er ein Foto davon und stellt es auf Finstergramm und dann ist es auf einmal Kunst!“

„Wird das heute noch gemacht? Schänden die Leute Altäre?“

„Die machen noch ganz andere Sachen. Wir haben schon benutzte Kondome auf dem Friedhof gefunden.“

„Das ist ja unglaublich!“

„Wo doch alle wissen, dass wir gegen Verhütung sind.“

„Also das mit dem Tabu…. also wenn ich Ihnen jetzt sagen würde, dass ich Ihren Kollegen neulich mit einem Ministranten gesehen hätte…“

„Dann würd ich das nicht glauben. Der hat was mit der Gemeindeschwester.“

„Ach, das wusste ich gar nicht. Aber wenn er jetzt etwas mit seiner eigenen Schwester hätte… Inzucht ist doch immer noch ein Tabu, oder?“

„Kennen Sie immer die Eltern Ihrer Liebhaber, meine Tochter? Wie können Sie wissen, dass Sie nicht irgendwie miteinander verwandt sind – bei den ganzen Adoptionen und Samenspenden und Kuckuckskindern und Gott weiß was?“

„Da ist was dran. Also hab ich nichts zu beichten?“

„Neulich, meine Tochter, hab ich gesehen, wie Sie sich aus dem Opferstock bedient haben.“

„Ich musste in der Nebenstraße parken und hatte kein Kleingeld für den Automaten. Außerdem hab ich am Sonntag gespendet.“

„Geschenkt ist geschenkt, wieder holen ist gestohlen.“

„Ist das jetzt eine Sünde, und krieg ich jetzt die Absolution?“

„Natürlich, meine Tochter. Ego te absolvo. Gehe hin und sündige halt nicht mehr. Und das mit der Gemeindeschwester bleibt unter uns, versprochen?“

„Amen.“

ABGEBRÜHT am 27.9. 24

ABGEBRÜHT am 27.9. 24

Nach einem fulminanten Wiedereinstieg im „Beans and Books“ macht die Lesebühne ABGEBRÜHT gerade so weiter! Im September laden wir ein zu satirischem Musikkabarett, Schnaps mit der Liebe, Jonglieren mit brennenden Hamstern und leichten Gartenarbeiten.

Unser Line Up will unterhalten, erheitern und überraschen. Dieses Mal mit:

Franz Esser

… lädt mit Musikalität, scharfem Witz und unglaublicher künstlerischer Vielseitigkeit auf eine Kul_Tour über die Grenzen unserer Komfortzone hinaus ein. Nach mehr als drei Jahrzehnten Musikkabarett überrascht er mit unglaublicher Produktivität.

Franziska Rülke

… ist immer auf der Suche nach der lustigen Seite der Realität. Aus ungewöhnlichen Blickwinkeln fängt sie Alltäglichkeiten ein und krempelt sie mit einem Augenzwinkern um. Ihre kurzen Texte und Gedichte hat sie im Buch „Schnaps mit der Liebe“ gesammelt.

Bert Uschner aka SLAM BERT

… ist Lehrer in München, treibt sich aber in seiner Freizeit auf den Poetry-Slam-Bühnen Bayerns herum. Dort macht er Texte über Kindererziehung, seltene Vögel, schlimme Gemüse und Weihnachten – und – legendär! – das Jonglieren mit brennenden Hamstern.

Martina Pahr

… hat das Sommerloch überwunden, geht mit ihrem Schrebergarten-Krimi wieder auf Lesungen hausieren und verbringt ihre Zeit am liebsten im Garten, wo sie sich gern einbildet, sie sei schon in Rente. Ist sie aber nicht, und drum lädt sie zu ABGEBRÜHT ein.

ABGEBRÜHT am 30.8.24

ABGEBRÜHT am 30.8.24

Wir freuen uns wie die Schnitzel darüber, dass die humorvolle Lesebühne ABGEBRÜHT nach der Sommerpause ins behagliche Ambiente des Cafés „Beans and Books“ zurückkehrt. Feiern Sie mit humorvollen Texten und griabigen München-Krimis die zweite Premiere! Genießen Sie bei feinen Getränke und leckeren Snacks Kleinkunst „auf Tuchfühlung“. Die Erfahrung zeigt: Wer einmal kommt, kommt gerne wieder ….

Unser Line Up will unterhalten, erheitern und überraschen. Dieses Mal mit:

Katharina Lukas

… wurde in Niederbayern geboren und arbeitete als Journalistin in Deutschland und England. Heute lebt sie mit ihrem Mann in München und schreibt Krimis über eine trinkfeste Ermittlerin, die sich auf ungelöste Mordfälle spezialisiert hat. Die Autorin liest aus ihrem deftigen Wiesn-Krimi „Herrschaftszeiten no amoi!“ und aus dem Dorfkrimi „Sacklzement!“, in dem es sich um einen erhängten Hund dreht.

Michael Sailer

… schaut in seinen Reihen „Schwabinger Krawall“ oder „Theaterstücke zum Vorlesen“ den Leuten aufs Maul und den Zeiten auf die Finger. Er hat diverse Bücher veröffentlicht und Preise gewonnen, wird oft und gern mit Karl Valentin und Ludwig Thoma verglichen und ist seit 1996 mit seiner Kolumne „Belästigungen“ auf Radio München zu hören. Der Betreiber der Lesebühne „Platz! Der Freiheit“ ist beliebter Stammgast bei ABGEBRÜHT.

Martina Pahr

… verarbeitet in ihren Texten traumatisierende Erfahrungen, weil sie sich Therapie nicht leisten kann: ihre Kindheit mit einer schwäbischen Mutter, ihre Zeit als Reiseleiterin in aller Welt, ihre schockierenden Erlebnisse im Schrebergarten, Anrufe, die in der Hotline-Schleife enden, Navigieren im Straßenverkehr, Einkaufen im Supermarkt… keine Frage: mit dem modernen Leben ist die ABGEBRÜHTe Gastgeberin massiv überfordert.

Die bewegte ABGEBRÜHTE Geschichte

Die bewegte ABGEBRÜHTE Geschichte

Im Frühjahr 2017 gründeten Christian Schmitz-Linnartz  und Martina Pahr eine Lesebühne, die nicht von dem „jungen Gemüse“ der Poetry Slam-Szene dominiert werden sollte. Gerne durfte es älter, gediegener, lebenserfahrener sein … ein Ansatz, den CSL schon bei der Premiere torpedierte 😉

Klasse Premiere im „theater … und so fort“ – gefolgt von einem Wasserschaden bei der Theaterrenovierung (kein kausaler Zusammenhang), der die schöne Lokalität unnutzbar machte. Danach fand ABGEBRÜHT Unterschlupf im „Kleinen Spiel“, später im „5vor12“, dem Kaffee-Treff der Volxküche in Milbertshofen. Leider musste diese Lokalität bald darauf schließen.

Und wieder ein rasanter Wechsel! Im Herbst 2019 zog CSL nach Dublin, und ABGEBRÜHT – jetzt Martina mit der neuen Bühnenpartnerin Mary Long – ins Café „Beans and Books“ der Pfennigparade. Wir legten den Fokus darauf, Münchens einzige frauenlastige Lesebühne zu sein (mit Quotenmann, natürlich). Es gab eine Menge lauschiger Vorführungen, die viel Freude machten.

Dann kam Corona. Als die Maßnahmen endlich vorbei waren, musste das „Beans and Books“ wegen eines … Wasserschadens schließen! (Ich wiederhole: kein kausaler Zusammenhang!)  Als im August 2022 das Café wieder eröffnete, konnte man ABGEBRÜHT dort wegen Personalmangels nicht länger beherbergen.

Ab Dezember 2023 war ABGEBRÜHT einmal monatlich im Kulturhaus Milbertshofen am Start – diesmal mit Martina als alleiniger Gastgeberin. Das war ganz großes Kino – nur leider fehlten die Hundertschaften an Publikum, um den wunderschönen und riesigen Festsaal zu füllen …

Im August 2024 zog die charmante kleine Lesebühne wieder zurück ins vom Wasserschaden bereinigte, kuschelige Ambiente des „Beans and Books“.

Fortsetzung folgt …

ABGEBRÜHTe Gäste bisher!

ABGEBRÜHTe Gäste bisher!

Ein illustrer Kreis an gutgelaunten, unterhaltsamen, anregenden Menschen aus der Kleinkunstszene – hier ganz beliebig und wahllos aufgelistet.

Lukas Dystopia

Sunny

Kathrin Sofie F.

Solly Ashkar

Jaromir Konecny

Christoph Theussl

​Michael Schwarzmaier

Sonja Einert

Anna Schmid

Gina Grasy

Michael Sailer

Vero Reiser und Mark Sauer

Flonoton

Titus Waldenfels

Susanne Plassmann

Claudia Pichler

Franziska Wanninger

Jens Rohrer

Angela Jacobi

Silke Oppermann

Pascal Simon

Markus Berg

Michael Bohlmann

Katinka Buddenkotte

Moses Wolff

Volker Keidl

Juston Buße

Bert Uschner

Kerstin Neuhaus

Calippo Schmutz

Katrin Freiburghaus

Lucie Lechner

Meike Harms

Carolin Annuscheit

Skog Ogvann

Frank Klötgen

Verena Richter

Hanni Who

Jay Man

Trulla

Oh Girl

Moni Wagner

Michi Marchner

Carmen Mayer

Thomas Franz

Franz Esser

Katharina Lukas

Anton G. Leitner

Michi Dietmayr

Lea Loreck

Ana Lucia

Magnus und das Blühende Leben

Roland Bauschenberger

Jan-Eike Hornauer

Franziska Rülke

Katharina Heinrich

Thea Lehmann

Daniela M. Hartinger

Marie Bastide

Christian Veit

Bianca Amapola

Wolfgang Ferdinand Ramadan

Robert Wildfeuer

Hubertus Hinse

Esi Eweha

Lucie Lechner

Oliver Walter

Manuel Schumann

Melli Koos

Knut Hammerschmid

Arnold Waßmer

Ecco Meinecke

Julia von Miller

Groeg

Dieter Holesch

Bewie Bauer

Wolfgang Ludwig Müller