Lufthansa tut was dafür, ihre Kunden zu halten. Sie haben tatsächlich ihre Stewardessen mittlerweile dazu gebracht, die Fluggäste nicht mehr grundlos anzuranzen, wenn die eine Bitte äußern, die durchaus zur Tablettschubsen-Jobbeschreibung gehört – was eine echte Leistung darstellt. Und sie haben mit Miles and More ein Rabattsystem am Start, das mit leckeren Prämien lockt. Das allerdings ist purer Wahnwitz über den Wolken.
Für einen Flug München nach Bangkok und zurück mit Umstieg in Frankfurt gibt es beispielsweise zwischen 3042 und 18752 Meilen – je nach Preis des Tickets. Oder für München nach Rom Return zwischen 312 und 3126 Meilen, wie der Meilenrechner verrät. Und da man für 25.000 Meilen im Shop immerhin zwei Flaschen Rotwein bekommt, lohnt sich doch sicher, Vielflieger zu werden.
Also hab ich mich angemeldet, war einfach genug. Nur: Eine Plastikkarte bekommt man erst dann, wenn man bereits wenigstens eine Meile gutgeschrieben hat. Und ohne die kann man sich nicht online nachträglich die Meilen gutschreiben lassen. Da rät ein modernes Transportunternehmen eiskalt zur Zusendung der erforderlichen Unterlagen per Post oder – wait for it – FAX! Ja, richtig gelesen! (Obwohl: Eine Brieftaube mit eingestanztem Lufthansa-Logo würde es sicher auch tun.)
Und was soll man da schicken, damit einem die mit wundem Arsch abgesessenen Meilen nachträglich gutgeschrieben werden? Geburtszertifikat, Bordkarten und von der Stewardess beglaubigte Kopie des E-Tickets. Das übliche halt. Ich passe. Hab mir per App die Bordkarte aufs Handy schicken lassen und sehe keine Möglichkeit, die nun haptisch vorzulegen. Wie stellen sich die Penner über den Wolken das vor? Telefonische Auskunft einer Mitarbeiterin, die diese Vorschriften ebenfalls explizit unsinnig hält: Ich soll mich zum Newsletter anmelden, dann würde ich 500 Meilen kriegen und könnte online selbst alles nachtragen.
Keine zwei Tage nach Anmeldung ermöglichen mir die Newsletter-Meilen, online vor Fragen wie diesen zu kapitulieren: Buchungsklasse. Flugnummer, Abflughafen, Zielflughafen. Reine Schikane, denn die Flugnummer beinhaltet bereits die Identifikation von Abflug- und Zielflughafen. Angaben zum Geburtsnamen der Mutter des Sitznachbars auf der rechten Seite. Adresse des Sitznachbarn zur linken. Menüauswahl an Bord samt Kalorienanzahl der konsumierten Getränke während des Fluges.
Ich rufe wieder an und will mein Meilenkonto kündigen – was online nicht geht, telefonisch auch nicht, nur schriftlich. Also Brief schreiben, ausdrucken, ab zur Post. Bekomme zwei Wochen später trotzdem die Plastikkarte zugeschickt. Ich frage die Verbrecher, was sie sich bei diesem Schwachsinn denken. Die Antwort: Mein analog eingefordertes Schreiben wurde digitalisiert und in meinem Kundenkonto abgelegt. Und weil es sich nicht öffnen lässt, konnte es auch nicht bearbeitet werden.
Realsatire ist ein Dreck dagegen. Flieg immer weiter in den Sonnenuntergang, Lufthansa.