Zu den Fans der Fußball-Finalen gehöre ich ja nun so gar nicht dazu, aber das ganze Land hier vibrierte beim Finale der Fußballasienmeisterschaft (ist das ein Ding in Europa?). Leider umsonst, trotzdem gute Laune. Hab es mir grade noch so verkneifen können, ein rotes T-Shirt mit gelbem Stern zu kaufen.

Dafür habe ich eine Yoga-12er-Karte gekauft. Mit 15 % Ermäßigung, die ich bekomme, weil ich einen Monatspass für den hiesigen Coworking Space habe. Den ich bei einer silent auction beim Hoi An Social Club für schlappe 1 Mio Dong (statt 4 Mios) ersteigert habe. (Hat sicher geholfen, dass ich mich bedrohlich guckend neben der ausliegenden Liste positioniert hatte.) Zusammen mit meinem Ehrenamt bei der Life Start Foundation (wo ich die Rolle eines Maskottchens einnehme, glaube ich) und meiner „loyalty card“ beim Dingo Deli hab ich hier jede Menge Anker gesetzt. War schon bei zwei Familienfesten eingeladen. Da setzt man sich mit Stäbchen bewaffnet an einen großen Tisch voll Essen und stäbelt sich aus jeder Schüssel das, was man will. Wenn man rundum genudelt ist, darf man dann wieder gehen. Ich find das ganz entspannt!

Bin mittlerweile schon richtig heimisch geworden. Freu mich immer wie ein Schnitzel, wenn ich (Born to be wild singend) auf dem Moped die Reisfelder entlang pflüge und auf ein „Danke“ der Einheimer mit einem neckischen „Da nicht für“ auf vietnamesisch kontern kann. Die Leute kennen mich auch schon (das merke ich daran, wie sie bei meinem Auftauchen gekonnt zur Seite springen (-;), und ich bin soweit, ihre Art des Fahrens nicht mehr als chaotisch, sondern als angenehm zu empfinden (wobei ich bezweifele, dass sie das umgekehrt auch so sehen).

So erfährt man dann auch, was der Reiseführer verschweigt – etwa, dass die Lebenserwartung in den vergangenen Jahren auffallend gesunken ist, was die Leute auf die minderwertigen chinesischen Nahrungsmittel, die aktuell den Markt fluten, zurückführen. Auch das angeblich organische Gemüse hier auf der Gemüseinsel wird gespritzt, was nur geht. Ich weiß aus Chiang Mai, dass wohlhabende Chinesen Dinge wie Milchpulver für ihre Babies im Ausland einkaufen und sich schicken lassen. China ist schon mehr als fragwürdig, was das Ganze angeht.

Die Vietnamesen sind aber hart im Nehmen, immer schon gewesen. Trotzdem so liebenswürdig: sie tätschelm einem gern Arm oder Rücken, wenn sie mit einem reden oder sich verabschieden. Die Kinder fremdeln nicht, sondern plappern gern fremdländisch auf mich ein. Die lokalen Hunde sind entsprechend: intelligent, bildschön und auch liebenswürdig. Wenn sie nicht gerade nachts gemeinsam bellen, weil grad nichts im Fernsehen kommt.

Wermutstropfen ist das Wetter: Bewölkt, zu regnerisch und zu kühl für die Jahreszeit. Was nicht schimmelt, rostet (meine Sicherheitsnadel in der Jacke!!) – und das soll noch die kommenden drei Wochen (geplante Aufenthaltsdauer hier) so bleiben. Der Strand ist nur zum Gucken gut, da das Meer tobt und tost –  badeseegroßen Pfützen auf meinem Weg zur Arbeit – und die letzten beiden Tage war ich prompt erkältet. Weiß ja nicht, was für Medikamente ich da (einzeln) in der Apotheke geholt habe, aber es geht mir heute schon viel besser. (sie fragen immer: medicin or flower – mensch, bis ich kapiert habe, dass sie damit meinen: allopathisch oder pflanzlich? …)

Soll ich tatsächlich meine Zelte hier abbrechen und auf die Insel im Süden fliegen (Phu Coq)? Dabei wissen wir alle, was das Strandleben aus mir macht: einen unmotivierten, unproduktiven Sonnenbrandling (wahlweise Käseweißling). Aber jedesmal denke ich, dieses Mal könnte es anders sein. Und ich hab meine Schnorchelmaske  ja nicht für die Regenpfützen mitgenommen.